Pressemitteilung aus Nordrhein-Westfalen

Anstieg während der Pandemie: Immer mehr Adipositas-Erkrankungen bei Kindern in NRW

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Düsseldorf, 16. Juni 2023 – Kinder in Nordrhein-Westfalen bekommen im­mer häufiger die Diagnose Adipositas. Laut Auswertungen im aktuellen Arztreport der Barmer waren im Jahr 2011 etwa 74.500 Kinder im Alter bis 14 Jahre in NRW krankhaft übergewichtig. 2021 waren es bereits 97.300, was einem Anstieg von 30,6 Prozent entspricht. „Der Anteil an Kindern mit Adipositas hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen. Im Verlauf der Corona-Pandemie hat sich diese Entwicklung allerdings beschleunigt“, sagt Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer in Nordrhein-Westfalen. Im Vergleich zu 2019 seien im Jahr 2021 etwa 10.800 neue Adipositas-Diagnosen in NRW hinzugekommen – ein Plus von 12,5 Prozent. „Die Pan­demie mit ihren Einschränkungen im Sport- und Freizeitbereich, digitalem Schulunterricht sowie einem langfristigen Ausfall von Sportunterricht hat das Prob­lem also noch einmal verstärkt“, so Beckmann.

Adipositas als Risikofaktor für viele Folgeerkrankungen

Bei einem Vergleich der Bundesländer im Bereich der Adipositas-Erkrankungen liegt Nordrhein-Westfalen nach den aktuellen Auswertungen der Barmer im Mittelfeld. Aktuell leiden 3,8 Prozent der bis 14-Jährigen in NRW unter krankhaftem Übergewicht. Weitaus höher liegen die Raten in Mecklenburg-Vorpommern (5,4 Prozent), Bremen (4,9 Prozent) und Sachsen-Anhalt (4,7 Prozent). Die bundesweit geringsten Raten weisen Bayern (2,8 Prozent), Hessen (3 Prozent) und Baden-Württemberg (3,1 Prozent) auf. „Bereits in jungen Jahren ist Übergewicht ein Risikofaktor für viele Folgeerkran­kungen wie Bluthochdruck und Stoffwechselstörungen. Außerdem leiden Beweg­lichkeit, Ausdauer und Kraft unter zu starkem Übergewicht“, sagt der Landeschef der Barmer. Nicht zu vergessen sei zudem die psychische Komponente, wenn adipöse Kinder Hänseleien und Spott ausgesetzt seien. „Es kann leicht ein unge­sunder Teufelskreis entstehen, wenn sich Kinder aufgrund ihres Übergewichts zurückziehen, Freunde nicht mehr treffen oder nicht mehr in den Sportverein ge­hen“, so Heiner Beckmann.

Barmer in NRW beteiligt sich an Innovationsfondsprojekt

Um Adipositas und die Folgen frühzeitig zu bekämpfen, beteiligt sich die Barmer am Innovationsfondsprojekt „frühstArt“ des Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie am Universitätsklinikum Köln. Das durch den Innovationsfonds des G-BA (Gemeinsamer Bundesausschuss) mit knapp 9,5 Millionen Euro geförderte Projekt hat eine Laufzeit von vier Jahren und richtet sich an Deutsch und Türkisch sprechende Familien mit Kindern zwischen drei und sechs Jahren, die an Adipositas erkrankt sind. „Kern des in der Region Nordrhein angesiedelten Programms ist die Beratung der Familien durch speziell ausgebildete Coaches – auch auf dem digitalen Weg mittels einer App“, so der Barmer-Landesgeschäftsführer. „Das Besondere an der neuen Versorgungsform ist die individuelle Begleitung der betroffenen Familien in ihrem häuslichen Umfeld. Die Coaches besuchen die Kinder regelmäßig, entwickeln gezielte Unterstützungspläne und vereinbaren persönliche Ziele mit den Familien“, ergänzt Heiner Beckmann. Außerdem würden die Familien über lokale Präventions- und Unterstützungsangebote, zum Beispiel von Kommunen oder Adipositas-Zentren, informiert. „Die Coaches halten auch Kontakt mit den kinderärztlichen Praxen und helfen, das soziale Umfeld, zum Beispiel die Kindertagesstätten, einzubeziehen.“

Mehrere Institutionen aus NRW beteiligt

„frühstArt“ steht für „frühe, sektorenübergreifende, aufsuchende und familienzentrierte Adipositas-Prävention“. Neben der Barmer engagieren sich andere Krankenkassen sowie verschiedene Hochschulen und Kliniken als Konsortialpartner. Als Kooperationspartner sind unter anderem die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein, das Gesundheitsministerium NRW, die Städte Köln und Mönchgladbach sowie der Rhein-Sieg-Kreis und der Rheinisch-Bergische Kreis dabei.

Kontakt für die Presse:

Tobias Klingen
Pressesprecher Barmer Nordrhein-Westfalen
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