bifg Kompass
Versorgungskompass der Barmer

Ambulantisierung ist ein entscheidender Faktor zur Entlastung der Kliniken

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Nordrhein-Westfalen geht in Sachen Krankenhausreform voran. So besteht im bevölkerungsreichsten Bundesland bereits seit 2022 eine Systematik, um den Kliniken künftig anhand von Leistungsgruppen die Leistungen zuzuteilen, die sie erbringen dürfen. Das Barmer-Institut für Gesundheitssystemforschung (bifg) hat diese Leistungsgruppen aus NRW nun für eine wissenschaftliche Studie auf die bundesweite Krankenhauslandschaft übertragen, um unter anderem das Ambulantisierungspotenzial von stationären Leistungen darstellen zu können. „Hier hat das bifg viele interessante Aspekte herausgearbeitet, die wir gerne den politischen Entscheidern in NRW zur Verfügung stellen“, sagt João Rodrigues, Landesgeschäftsführer der Barmer. Gemeinsam mit Forschungsbereichsleiterin Claudia Schulte hat er nun den Abgeordneten des Gesundheitsausschusses des Landtags einige Ergebnisse im Rahmen des gesundheitspolitischen Frühstücks der Barmer vorgestellt.

„Bei der Betrachtung der einzelnen Leistungsgruppen haben wir deutliche Unterschiede beim Ambulantisierungspotenzial festgestellt“, so Rodrigues. Das größte Potenzial stecke demnach in den Leistungsgruppen mit den höchsten stationären Fallzahlen. Spitzenreiter sind die kardiologischen Bereiche. In der Leistungsgruppe „Kardiale Devices“ hätten 2022 etwa die Hälfte der stationär erbrachten Leistungen auch ambulant durchgeführt werden können – so die Berechnungen anhand der Daten von Barmer-Versicherten. In der „Interventionellen Kardiologe“ lag das Ambulantierungspotenzial laut bifg bei 40,8 Prozent. Hohe Potenziale sehen die Expertinnen und Experten zudem in der „Allgemeinen Chirurgie“ (32,7 Prozent) und in der „Allgemeinen Inneren Medizin“ (17,5 Prozent).

Neben der Analyse des Jahres 2022 gehört zur bifg-Studie auch in Blick auf die nächsten Jahrzehnte. „Aus Sicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wird deutlich, dass die Realisierung des Ambulantisierungspotenzials große Bedeutung für die Kompensation der zu erwartenden Fallanstiege haben wird“, sagt João Rodrigues. Mit diesen Anstiegen werde wegen der demographischen Entwicklung gerechnet. Wenn das Ambulantisierungspotenzial vollständig ausgeschöpft wird, ist laut Studie bis 2040 eine Senkung der stationären Fallzahlen um bis zu 30 Prozent möglich. Sollte gar keine Ambulantisierung realisiert werden, sei von einem leichten Anstieg der Fallzahlen bis 2040 auszugehen. „Die Ambulantisierung kann zur Entlastung der Kliniken im Land einen entscheidenden Beitrag leisten“, so Rodrigues.

Die Analyse der Leistungsgruppen und des entsprechenden Ambulantisierungspotenzials stammt aus dem Versorgungskompass des bifg, der online einsehbar ist. „Für verschiedene Bereiche gibt es hier auch interaktive Grafiken“, sagt der Landesgeschäftsführer der Barmer. So ist auch eine Berechnung der Potenziale für die einzelnen Städte und Kreise in NRW möglich. Auf der Homepage des bifg sind auch alle Informationen zur Methodik der Analysen zu finden. Ebenso gibt es die Studien zusammengefasst als E-Paper.

Direkt zum Versorgungskompass: www.bifg.de/versorgungskompass