Prof. Dr. Christoph Straub
STANDORTinfo für Niedersachsen und Bremen

Versorgungsdialog 2029: Medizin über Sektorengrenzen organisieren

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Die Barmer spricht sich dafür aus, die medizinische Versorgung konsequent über die Sektorengrenzen hinweg zu organisieren. Die Versorgung solle dabei stärker an den Möglichkeiten der modernen Medizin und an den tatsächlichen Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten ausgerichtet werden. Ein entsprechendes Zehn-Punkte-Papier für eine sektorenübergreifende Versorgung präsentierte der Vorstandsvorsitzende der Barmer, Prof. Dr. Christoph Straub, auf dem Versorgungsdialog 2029 kürzlich in Hannover.

„Die medizinische Versorgung sollte endlich über die Sektorengrenzen des Gesundheitswesens übergreifend organisiert werden. Künftig sollte es für alle Patientinnen und Patienten eine bedarfsgerechte und kontinuierliche Behandlung geben", so Straub. Ein Systemwechsel könne schrittweise umgesetzt werden, aufbauend auf bestehenden Strukturen und Prozessen. Die Barmer plädiere dafür, in Modellvorhaben die Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Zukunftsfähigkeit einer kontinuierlich-sektorenübergreifenden Versorgung zu beweisen, so Straub. Die Barmer habe vor diesem Hintergrund Vorschläge zum Ausbau der sektorenübergreifenden Versorgung entwickelt.

Versorgung sektorenübergreifend planen

Grundlage sektorenübergreifender Versorgung sei die Abkehr von der getrennten Planung ambulanter und stationärer Leistungen. Im Fokus der neuen gemeinsamen Versorgungsplanung stünden fachärztliche Leistungen an der Schnittstelle fachärztlicher ambulanter Versorgung sowie der Grund- und Regelversorgung im Krankenhaus. Die für eine neu justierte Versorgungsplanung geeigneten Leistungen müssten nach bundeseinheitlichen Kriterien definiert werden. Dazu solle der Gesetzgeber die Selbstverwaltung verpflichten. Die Zusammenführung der Leistungs- und Abrechnungsdaten und die standardisierte Ermittlung der Behandlungskapazitäten könne durch ein neutrales Institut erfolgen, etwa das Statistische Bundesamt.

Sektorenübergreifendes Vergütungssystem schaffen

Für definierte Leistungen der fachärztlichen ambulanten Versorgung sowie der Grund- und Regelversorgung im Krankenhaus muss unabhängig vom Ort der Leistung eine gleichwertige Abrechnungsmöglichkeit geschaffen werden. Die einheitliche Vergütung muss neu konzipiert und kalkuliert werden. Danach müssen auf Basis des regionalen Leistungsbedarfs Mengen- und Finanzierungskontingente bestimmt werden.

Regionale Versorgungsverbünde entwickeln

Ein weiteres Element der Barmer-Vorschläge seien regionale Versorgungsverbünde, die Leistungsanbieter optimal vernetzen sollten. Digitale Technologien unterstützten ihre Zusammenarbeit über Sektorengrenzen. Die Verbünde könnten besonders in ländlichen Regionen die flächendeckende Versorgung sichern. „Versorgungsverbünde können aus Ärztenetzen, Kliniken oder Medizinischen Versorgungszentren heraus gemeinsam entwickelt werden. Die Anbieter von Pflege-, Rehabilitations- und anderen Versorgungsangeboten sollten nach und nach ergänzt werden“, so Straub. Die Kommunen müssten beim Um- und Aufbau geeigneter Modelle und bei der Motivation zur Gründung von Arztnetzen für regionale Versorgungsverbünde einbezogen und verbindlich beteiligt werden.

Zustimmung der Sozialministerin

Die Niedersächsische Sozialministerin Carola Reimann lobte bei der Veranstaltung das 10-Punkte-Papier und betonte die Chancen der Digitalisierung im Gesundheitsbereich. „Durch die Möglichkeiten der Digitalisierung und neue vernetzte Angebote im Gesundheitsbereich können wir die Versorgung der Patientinnen und Patienten verbessern. Dazu unterstützen wir zum Beispiel innovative Projekte in der Telemedizin oder auch das Programm Ivena, mit dem die Abläufe bei der Notfallversorgung optimiert werden. Ein weiteres gutes Beispiel ist das Modellprojekt zur „Verzahnung ärztlicher Leistungen mit dem ambulanten Pflegedienst“, das in Kürze in Gifhorn startet. Mit dem Einsatz neuester Technik in Kombination mit innovativen Versorgungsmodellen beschreitet Niedersachsen neue Wege in der medizinischen und pflegerischen Versorgung.

Das 10-Punkte-Papier der Barmer kann hier heruntergeladen werden: www.barmer.de/p011275.