Zu sehen sind die Hände von zwei Menschen in blauen Latexhandschuhen, die einen Körper künstlich beatmen und eine Herzdruckmassage durchführen
STANDORTinfo für Niedersachsen und Bremen - Ausgabe Juni 2024

Im Notfall gut versorgt?!

Lesedauer unter 3 Minuten

Redaktion

  • Heike Sander (Landesgeschäftsführerin Niedersachsen/Bremen)

Überfüllte Notaufnahmen, Personal am Rande der Belastungsgrenze und verunsicherte Patientinnen und Patienten: Dieses Potpourri an Problemen sorgt wohl bei den meisten Akteurinnen und Akteuren im Gesundheitswesen immer noch für Kopfschmerzen.

Doch gleichzeitig gilt: Es ist schon viel passiert und noch mehr ist auf dem Weg. Denn trotz der unübersehbaren Probleme im Gesundheitswesen beginnen die Blockaden in den Köpfen der handelnden Akteurinnen und Akteuren aufzuweichen – und damit auch die Grenzen unseres stark reglementierten Gesundheitssystems. 

Landesgeschäftsführerin Heike Sander spricht beim Versorgungsdialog in Hannover

Landesgeschäftsführerin Heike Sander beim Versorgungsdialog in Hannover

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat im Januar ein neues Eckpunktepapier zur Reform der Notfallversorgung vorgestellt. Der Schwerpunkt der darin enthaltenen Maßnahmen liegt auf einer verbesserten Steuerung der Patientinnen und Patienten in die Notfallversorgung. Im Januar 2025 soll das Gesetz in Kraft treten – aus meiner Sicht dürfen wir auch nicht länger warten.

Stärkung der Terminservicestellen und Vernetzung mit den Rettungsleitstellen

Um Patientinnen und Patienten im Notfall in die geeignete Versorgungsebene lenken zu können, sollen künftig die Rufnummern der Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen (116 117) und der Rettungsleitstellen in den Ländern (112) digital vernetzt werden. Ziel ist eine rechtssichere Übergabe Hilfesuchender und ihrer bereits erhobenen Daten. Wir als BARMER begrüßen diese Pläne, denn auch aus unserer Sicht liegt der Schlüssel zur Verbesserung der Versorgung in einer verstärkten Zusammenarbeit der Sektoren. Für eine verbindliche und effektive Zusammenarbeit von Leitstellen und Kassenärztlichen Vereinigungen sind jedoch bundesweit einheitliche Standards notwendig.

Einsatz von nichtärztlichem Personal und Gemeindenotfallsanitätern

Die aktuellen Pläne des Bundes, auch qualifiziertes nichtärztliches Personal oder Gemeindenotfallsanitäter des Rettungsdienstes in die Notfallversorgung mit einzubinden, betrachten wir ebenfalls als sinnvoll. Dabei muss jedoch abgesichert werden, dass Ärztinnen und Ärzte falls erforderlich hinzugezogen werden können. Hierfür bedarf es klarer Regeln.

Einrichtung von Integrierten Notfallzentren und Integrierten Kindernotfallzentren

Die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums sehen vor, dass die Notaufnahmen der Krankenhäuser in Zukunft sektorenübergreifend mit den KV-Notdienstpraxen zusammenarbeiten. Dazu ist die flächendeckende Einführung von Integrierten Notfallzentren vorgesehen. Diese Integrierten Notfallzentren bestehen aus der Notaufnahme eines Krankenhauses, der KV-Notdienstpraxis und einer zentralen Ersteinschätzungsstelle: An diesem „gemeinsamen Tresen“ soll entschieden werden,  ob ein Hilfesuchender zur Behandlung in die Notaufnahme oder die Notdienstpraxis weitergeleitet wird. 

Diese Vernetzung von Notaufnahmen und Notdienstpraxen ist ein enorm wichtiger Meilenstein zu einer sektorenübergreifenden Notfallversorgung. Doch auch an dieser Stelle wünschen wir uns klare, bundesweit einheitliche Qualitätsstandards. Dabei ist die digitale Bereitstellung von notwendigen Daten eine Grundvoraussetzung für die effiziente Versorgung von Patientinnen und Patienten im Akutfall. Die gemeinsame Ersteinschätzungsstelle kann nicht nur Entlastung in den überfüllten Notaufnahmen bringen, sondern auch den Patientinnen und Patienten mehr Sicherheit geben. Das aktuelle System für die Versorgung im Notfall ist für viele Menschen schwer zu durchschauen. Wir brauchen zwingend mehr Transparenz und eindeutigere Zugangswege.

Entschlossenes Handeln für die Notfallversorgung der Zukunft

Wir als BARMER sind zuversichtlich, dass die vorgestellten Maßnahmen des Bundes ein guter Schritt in die richtige Richtung sein können. Nun ist entschlossenes und mutiges Handeln gefragt, um die geplanten Maßnahmen auch Realität werden zu lassen. Wir können uns kein Zögern mehr leisten – denn die Notfallversorgung in diesem Land ist zwar auf einem guten Weg, aber es gibt noch einiges zu tun.

Kontakt für die Presse:

Julia Franz
Pressesprecherin Barmer Niedersachsen, Bremen
Telefon: 0800 33 30 04 65 4431
E-Mail: julia.franz@barmer.de