Hannover, 19. September 2024 – Fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in Niedersachsen wird kieferorthopädisch behandelt. Das belegt eine Analyse im aktuellen BARMER-Zahnreport. Demnach erhielten unter den Heranwachsenden im Land 47,5 Prozent eine entsprechende Behandlung als Kassenleistung (Bund: 54,7 Prozent). Für die Analyse im Zahnreport wurden erstmalig Daten von bundesweit mehr als 50.000 Achtjährigen über einen Zeitraum von zehn Jahren, also bis zum 17. Lebensjahr, ausgewertet. „Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass Mädchen möglicherweise zu häufig kieferorthopädisch behandelt werden. Schönheitsideale, Gruppendruck und eine eventuell übertriebene elterliche Fürsorge sind mögliche Gründe dafür, dass Zahn- und Kieferfehlstellungen bei Mädchen häufiger behandelt werden als bei Jungen“, sagt Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Niedersachsen und Bremen. So fällt die Inanspruchnahme bei Mädchen in allen Bundesländern konstant rund zehn Prozentpunkte höher aus als bei Jungen. In Niedersachsen bekommen rund 45 Prozent aller Jungen und rund 55 Prozent aller Mädchen eine entsprechende Behandlung. „Dies ist rein medizinisch nicht zu erklären“, so Sander.
Bundesweit niedrigste Raten in Niedersachsen und Bremen
Der Analyse des Zahnreports zufolge gab es vor allem in den südlichen Bundesländern eine hohe Inanspruchnahme von Kieferorthopädie. Den größten Anteil kieferorthopädisch behandelter Kinder und Jugendlicher haben Baden-Württemberg und Bayern mit 57,3 beziehungsweise 59,7 Prozent aufzuweisen. Die niedrigsten Raten gab es in Bremen (45,9 Prozent) und Niedersachsen (47,5 Prozent). Auch innerhalb Niedersachsens variiert die Inanspruchnahme von kieferorthopädischen Behandlungen. Die höchsten Raten gab es demnach in der Grafschaft Bentheim (rund 57 Prozent) und im Landkreis Osnabrück (rund 54 Prozent), die geringsten in Emden und im Landkreis Ammerland (jeweils rund 47 Prozent). Mit Kieferanomalien und Zahnfehlstellungen allein seien diese regionalen Unterschiede nicht erklärbar, so Sander. Ursächlich könnten vielmehr Unterschiede bei der Bewertung einer Behandlungsbedürftigkeit nach den Kriterien der gesetzlichen Krankenversicherung sein.
Hintergründe zum BARMER-Zahnreport
Für den BARMER-Zahnreport wurden Abrechnungsdaten von Achtjährigen eines Jahrgangs bis zu einem Alter von 17 Jahren über einen Zeitraum von zehn Jahren wissenschaftlich analysiert. Darunter die Daten von rund 4.500 Heranwachsenden aus Niedersachsen. „Der Wert unserer Ergebnisse liegt vor allem darin, dass wir nun erstmals derart valide Daten zum Anteil kieferorthopädisch behandelter Kinder und Jugendlicher zur Verfügung haben. Diese Zahlen fehlten bisher“, sagt Report-Autor Prof. Dr. Michael Walter von der Technischen Universität Dresden.