Hannover, 19. Mai 2023 – Niedersachsens Kinder haben während der Corona-Pandemie unter vielen Entbehrungen gelitten und tragen heute die Konsequenzen für ihre Gesundheit. Zu diesem Schluss kommt der aktuelle Arztreport der Barmer, in welchem die Entwicklung verschiedener „klassischer“ Kinderkrankheiten untersucht worden ist. Viele sonst übliche Infektionen sind demnach während der Pandemie ausgeblieben, weswegen nun heftige Krankheitswellen drohen oder bereits im Gange sind. Kinder kämpfen hierzulande bis heute mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ihre Gesundheit. Dies gilt insbesondere bei den klassischen Infektionskrankheiten wie zum Beispiel Scharlach. Demnach ist während der Corona-Pandemie die übliche Scharlach-Welle bei Kindern in der Kita nahezu ausgeblieben, was jetzt zu einem intensiven Nachholeffekt auf die nun älteren Schulkinder führt. Hier drohen außergewöhnlich schwere Verläufe. Den Reportergebnissen zufolge haben sich im Jahr 2019 rund 18.150 Kinder in Niedersachsen mit Scharlach infiziert, im Jahr 2021 waren es nur noch 2.089. „Kinder sind die großen Verlierer der Corona-Pandemie. Sie litten unter vielen Entbehrungen und tragen heute die Konsequenzen für ihre Gesundheit. Eine drohende Scharlach-Welle bei Schulkindern ist nur ein Beispiel von vielen Infektionskrankheiten. Um solche negativen Effekte für die Zukunft zu vermeiden, müssen wir die richtigen Lehren aus der Pandemie ziehen“, sagt Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Niedersachsen. Es brauche evidenzbasierte Konzepte mit Augenmaß, die im Falle einer Pandemie als eine Art Blaupause vorliegen.
Kinderkrankheiten zeigen rückläufige Tendenz
Wie aus dem Report hervorgeht, sind neben Scharlach weitere klassische Kinderkrankheiten während der Pandemie seltener aufgetreten als in den Jahren zuvor. Das gelte beispielsweise für Ringelröteln. Waren im Jahr 2019 noch 2.277 Kinder betroffen, sank die Zahl im Jahr 2021 auf 501. „Einzig bei der Hand-Fuß-Mund-Krankheit gibt es einen weniger gravierenden Rückgang von 25.884 auf 17.677“, betont Sander. Allerdings hätte sich im vierten Quartal 2021 mit 14.618 an der Hand-Fuß-Mund-Krankheit erkrankten Kinder eine Rekord-Quartalszahl ergeben. „Eine weitere Beobachtung der Hand-Fuß-Mund-Krankheit ist wegen der besonderen Entwicklung dieser Erkrankung sinnvoll“, sagt Sander. Das gelte vor allem vor dem Hintergrund, dass sich ein Kind durchaus mehrfach anstecken könne. Diese Krankheit könne auch an Erwachsene übertragen werden. „Wir sollten genau im Blick haben, wie sich die Fallzahlen entwickeln“, so Sander weit. Es sei nicht auszuschließen, dass es trotz ohnehin schon hoher Fallzahlen einen Nachholeffekt ähnlich wie bei Scharlach geben werde.
Pandemiemaßnahmen bremsen Windpocken zusätzlich aus
Bereits vor der Pandemie hätten vor allem Schutzimpfungen dazu geführt, dass Kinderkrankheiten eine rückläufige Tendenz zeigten. Das belege exemplarisch die Diagnoserate für Windpocken. Eine Empfehlung für die Schutzimpfung gegen Windpocken gebe es in Deutschland seit dem Jahr 2004. Hier sank die Zahl der Fälle im Land von 1.785 im Jahr 2019 auf 816 im Jahr 2021. „Der Rückgang der Fallzahlen ist auch deswegen eine gute Nachricht, da Kinder, die eine Windpocken-Infektion durchgemacht haben, als Erwachsene an einer Gürtelrose erkranken können. So wird die mögliche Folgeerkrankung ausgebremst“, erläutert Sander.