Hannover, 24. Januar 2020 – Der Geruchssinn beschert uns täglich viele Eindrücke. Einige davon empfinden wir als positiv, auf andere, für uns nicht wohlriechende Gerüche, könnten wir auch verzichten. Und auch in unserem Unterbewusstsein spielt der Geruchssinn eine wichtige Rolle. Deshalb kann eine Einschränkung oder gar der Verlust erhebliche Auswirkungen für die Betroffenen haben. Rund 5.000 Menschen in Niedersachsen und etwa 400 in Bremen leiden nach einer Hochrechnung der Barmer unter einer Geschmacks- oder Geruchsstörung. Betroffene sind in ihrem Alltag teilweise stark beeinträchtigt und ihre Lebensqualität ist häufig sehr eingeschränkt. „Der Geruchssinn ist ein wichtiges Alarmsignal für den Menschen. Er warnt unter anderem vor giftigen Dämpfen oder vor Bränden, und hilft, festzustellen, ob Lebensmittel noch genießbar sind“, erklärt Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Niedersachsen und Bremen.
Viele Probleme ohne intakten Geruchssinn
Wer Gerüche schlecht oder gar nicht wahrnehmen kann, ist manchmal zudem in der Geschmackswahrnehmung beeinträchtigt. Daraus kann eine geringere Freude am Essen resultieren, bis hin zu einer Essverweigerung. „Auch Erinnerungen sind häufig mit bestimmten Gerüchen verknüpft. Können diese Gerüche nicht mehr wahrgenommen werden, kann das Gehirn auch die entsprechenden Erinnerungen schwerer abrufen. Und: Der Geruchssinn beeinflusst sogar die Wahl unseres Partners“, so Sander. Mit dem Wegfallen eines intakten Geruchsinns sind also häufig nicht nur praktische Alltagsprobleme verbunden, sondern auch zwischenmenschliche und ganz persönliche Aspekte. Die Folge des Verlustes können daher auch depressive Verstimmungen sein.
Verschiedenste Ursachen möglich
Die Ursachen für die Beeinträchtigung des Geruchssinns sind vielfältig. Sie reichen von einer normalen Alterserscheinung über einen Erkältungsschnupfen bis hin zu Erkrankungen wie Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion, Multiple Sklerose oder auch einer Hirnerkrankung. Um der genauen Ursache und dem Ausmaß der Störung auf die Spur zu kommen, können sogenannte Riechprüfungen mit verschiedenen Geruchsstoffen, aber auch MRT-Aufnahmen und Hirnstrommessungen durchgeführt werden. „Die Therapie richtet sich nach der Diagnose der zugrundeliegenden Erkrankung. In einigen Fällen ist die Aussicht, wieder uneingeschränkt riechen zu können, sehr gut, beispielsweise bei chronischen Entzündungen der Nase und Nasennebenhöhlen. Liegen jedoch Ursachen wie fortgeschrittenes Alter oder ein Schädel-Hirn-Trauma zugrunde, ist die Prognose eher schlecht“, so Sander. Auch Menschen mit Parkinson oder Alzheimer leiden häufig unter einer eingeschränkten Riech-Fähigkeit. Bei ihnen beginnt der Verlust bereits einige Jahre bevor sich Gedächtnislücken oder Zittern bemerkbar machen. Einige Mediziner fordern daher, Störungen des Geruchssinnes mehr Aufmerksamkeit zu schenken, um eine gegebenenfalls notwendige Therapie dieser sogenannten neurodegenerativen Erkrankung bereits frühzeitig einleiten zu können.