Pressemitteilungen aus Niedersachsen und Bremen

Deutlicher Anstieg: Über 300.000 Niedersachsen in Psychotherapie

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Hannover, 29. Juli 2020 – Immer mehr Menschen im Land benötigen eine Psychotherapie. Allein im Jahr 2018 suchten in Niedersachsen 302.000 Menschen einen Therapeuten auf und damit knapp ein Drittel mehr als in 2009, im Land Bremen waren es rund 33.000, ein Anstieg um zwölf Prozent. Um den Betroffenen schneller zu helfen, wurde im Jahr 2017 die Psychotherapie-Richtlinie reformiert. Auch wenn die Wartezeit bis zu einer Psychotherapie kürzer geworden ist, muss jeder dritte Patient mindestens einen Monat und fast jeder zehnte sogar mehr als drei Monate auf einen Therapieplatz warten. Das geht aus dem aktuellen Barmer-Arztreport hervor. „Die Reform der Psychotherapie-Richtlinie hat zwar den Zugang zu psychotherapeutischer Ersthilfe erleichtert, reicht aber nicht aus. Die Wartezeiten auf einen Therapieplatz sind nach wie vor zu lang, zumal sich psychische Probleme chronifizieren können“, sagt Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Niedersachsen und Bremen.

Therapeut sollte im Vorfeld vor überzogenen Erwartungen warnen

Vergleichsweise kritisch wurde das Ergebnis der psychotherapeutischen Behandlung von den Befragten eingestuft. Jeder Dritte war demnach teilweise oder gänzlich unzufrieden mit den Resultaten. Andererseits waren immerhin rund zwei Drittel damit vollkommen bis sehr zufrieden. Fast 89 Prozent waren auch mit dem Vertrauensverhältnis zum Therapeuten sehr zufrieden. „Viele Patientinnen und Patienten wünschen sich eine konkrete Lösung für ihre Probleme. Eine Psychotherapie deckt aber eher Verhaltensmuster auf und gibt Denkanstöße zum eigenen Handeln. Deshalb ist es wichtig, dass die Therapeuten den Patientinnen und Patienten zu Beginn klar formulieren, was sie sich von einer Therapie erhoffen können“, so Sander.

Zahl der Therapeuten massiv gestiegen

Dem Barmer-Arztreport zufolge stieg die Zahl der psychologischen Psychotherapeuten in Niedersachsen im Zehnjahreszeitraum von 2009 bis 2018 um 53 Prozent von 1.076 auf 1.648, in Bremen betrug der Anstieg 29 Prozent, von 251 auf 323 Therapeuten. Die Zahl der ambulant tätigen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten erhöhte sich in Niedersachsen um 83 Prozent, von 311 auf 568. In Bremen betrug der Anstieg 38 Prozent, von 38 auf 54. „Die steigende Anzahl der Therapeuten kommt nicht eins zu eins in der Versorgung an, weil immer mehr ihre Arbeitszeit reduzieren. Im Jahr 2018 arbeiteten nur dreiviertel in Vollzeit“, sagt Sander.

Regionale Verteilung unterschiedlich

Während in dünnbesiedelten Gebieten 24 Psychotherapeuten auf 100.000 Einwohner kämen, seien es in dichtbesiedelten Regionen wie in Berlin oder Hamburg bis zu über 77 Therapeuten, in Bremen 50. In Flächenland Niedersachsen kämen knapp lediglich 20 Psychotherapeuten auf 100.000 Einwohner. „Man kann es auf die Formel bringen: mehr Menschen pro Quadratkilometer bedeuten mehr Therapeuten pro Kopf der Bevölkerung“, so Sander. „Die Frage ist, wie bekommen wir die Therapeuten dorthin, wo wir sie am meisten brauchen? Hier ist über Anreizsysteme während der Weiterbildung nach dem Studium für Studierende der Psychologie und finanzielle Anreize auf Landkreisebene nachzudenken“, sagt Sander. Eine weitere Option seien Videosprechstunden, die auch im Rahmen der Psychotherapie möglich sei.

Psychotherapeutische Sprechstunde hat sich bewährt

Seit der Reform der Psychotherapie-Richtlinie müssen die Praxen eine Psychotherapeutische Sprechstunde anbieten, die die Patienten etwa über Terminservicestellen vermittelt bekommen. In der Sprechstunde wird entschieden, ob eine Therapie notwendig ist und wenn ja, wie dringend sie ist. „Die Psychotherapeutische Sprechstunde hat sich bewährt. Sie wird sehr gut frequentiert und findet bei den Betroffenen positiven Anklang“, sagt Sander. So hätten sich fast 90 Prozent der Patienten positiv darüber geäußert, wie umfassend die Therapeuten auf deren Anliegen eingegangen seien. Dies zeigten die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage im Zuge des Arztreports unter Psychotherapie-Patienten.

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