In Bremen jeder Vierte mit Polypharmazie
Hannover, 19.01.2017 - Mehr als jeder vierte Niedersachse und Bremer nimmt laut einer Berechnung der Barmer mehr als fünf Medikamente zeitgleich. „In Bremen waren es im Jahr 2015 genau 28 Prozent aller Versicherten und in Niedersachsen sogar 31 Prozent“, berichtet die Landesgeschäftsführerin der Kasse, Heike Sander. Wenn Patienten fünf oder mehr Arzneimittel von ihren Ärzten verordnet werden, spricht man von Polypharmazie. „Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine unangemessene Übertherapie erfolgt. Allerdings ist Polypharmazie mit einem erhöhten Risiko für Medikationsfehler und vermeidbaren Nebenwirkungen der Arzneimitteltherapie verbunden“, erläutert Sander.
AMTS verbessern
„Die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) für Patienten, die von Polypharmazie betroffen sind, gilt es zu verbessern“, fordert Heike Sander. „Dem Arzt fehlen Instrumente, um die AMTS seiner Patienten systematisch zu überwachen und zu optimieren, unabhängig von konkreten Patientenkontakten“, so Sander weiter. Nur 30 Prozent der Patienten mit acht und mehr Arzneimitteln können vollständig angeben, welche Medikamente sie nehmen. Bundesweit sind von Polypharmazie über alle Altersgruppen rund 35 Prozent Frauen und rund 27 Prozent Männer betroffen. Ab dem 65. Lebensjahr bestehen allerdings keine Unterschiede mehr zwischen den Geschlechtern hinsichtlich der Polypharmazie-Anteile. Insgesamt sind in Sachsen-Anhalt und dem Saarland mit 34 Prozent die meisten Polypharmazie-Fälle zu registrieren, in Berlin mit 27 Prozent die wenigsten.