Hannover, 22. April 2022 – Die Menschen in Niedersachsen erhalten etwas mehr Physio- oder Ergotherapie als in vielen anderen Bundesländern. Hierzulande liegen die Heilmittelausgaben 1,2 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern liegen die Heilmittelausgaben sogar bis zu 42 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Schlusslicht ist Bremen mit Heilmittelausgaben von 29 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Das geht aus dem Heilmittelreport der Barmer hervor. „Die deutlichen regionalen Unterschiede beim Einsatz von Heilmitteln sind rein medizinisch nicht erklärbar. Im Sinne der Patientinnen und Patienten ist mehr Transparenz zum Nutzen und zum medizinisch angemessenen Einsatz von Heilmitteln erforderlich, also mehr Evidenz“, sagt Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Niedersachsen und Bremen. Bei den physiotherapeutischen Leistungen dominiere in den östlichen Bundesländern die Manuelle Therapie, in den westlichen Bundesländern werde hingegen in erster Linie Krankengymnastik verordnet. Die Ursachen für die regional unterschiedlichen Therapieentscheidungen müssten ebenso wie die Effektivität der therapeutischen Maßnahmen weiter untersucht werden.
Im Osten schneller zum Heilmittel
Patientinnen und Patienten der östlichen Bundesländer bekämen laut Barmer häufiger ein Heilmittel verordnet als Gleichaltrige in den westlichen Bundesländern und den Stadtstaaten. Das gelte vor allem für Physio- und Ergotherapie. Niedersachsen liege in beiden Bereichen unter dem Bundesdurchschnitt (Physiotherapie minus sieben und Ergotherapie minus drei Prozent). In Bremen liegen die Patientenquoten bei Physiotherapie bei minus 23 Prozent und bei Ergotherapie sogar bei minus 40 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Bei der Logopädie sei Bremen Schlusslicht im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (minus 19 Prozent), während Nordrhein-Westfalen die meisten Logopädie-Patienten aufweisen könne (plus 18 Prozent). Niedersachsen liege hier knapp über dem Bundesschnitt (plus drei Prozent). „Die regionalen Unterschiede zeigen, dass bei Heilmitteln mehr Transparenz erforderlich ist. Dies würde deren patientenorientierten Einsatz weiter stärken“, sagt Sander.