Hannover (09.08.2016) Wenn nichts mehr ohne Tabletten geht: Auf bis zu 150.000 wird die Zahl der Menschen mit Medikamentenabhängigkeit in Niedersachsen beziffert, in Bremen dürften es rund 12.500 sein. "Meist sind es Schlaf-, Beruhigungs- oder Schmerzmittel, auf die Patientinnen und Patienten irgendwann nicht mehr verzichten möchten, weil die Einnahme über einen zu langen Zeitraum erfolgte", so Barmer GEK Landeschefin Heike Sander. Dann kann als unerwünschte Nebenwirkung Abhängigkeit entstehen. Der Übergang in die Sucht verläuft schleichend. Doch alle Beteiligten, Ärzte, Patienten und Angehörige, können gemeinsam frühzeitig gegensteuern. Dabei unterstützen die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. und die Barmer GEK. Gemeinsam haben sie zum Thema Medikamente und Sucht ein umfassendes Online-Angebot aufgesetzt.
Großes Abhängigkeitspotenzial
Die Informationen sind zielgruppenspezifisch aufbereitet, zum Beispiel speziell für Interessierte und Betroffene oder für Behandler und Fachleute. Es wird erklärt, welche Warnzeichen auf einen problematischen Medikamentenkonsum hindeuten. Menschen, die auf Dauer Medikamente mit einem Abhängigkeitspotenzial einnehmen, sollten auf folgende Beschwerden achten: Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, ein gedämpftes Gefühlsleben, körperliche Abgeschlagenheit, Energielosigkeit sowie Schlafprobleme – das können Symptome einer beginnenden Abhängigkeit sein. Haben die Medikamente anfänglich wunderbar gewirkt, lässt die Wirkung nämlich nach Wochen und Monaten ganz allmählich nach, die anfänglichen Beschwerden tauchen oft verstärkt wieder auf.
Weitere Warnsignale
Indikationserweiterung: Wenn Betroffene zum Beispiel beginnen, Ihr Schlafmittel auch tagsüber gegen Unruhe zu nehmen. Fixierung auf die Medikamente: Wenn Patienten ohne ihre Tabletten nicht mehr aus dem Haus gehen, sich eine Reduktion oder ein Absetzen der Tabletten gar nicht mehr vorstellen können. Dosissteigerung: Wenn mehr Tabletten eingenommen werden, als vorgenommen. Heimlichkeit: Wenn Betroffene verschweigen, dass sie sich zusätzliche Quellen suchen und sich Medikamente von weiteren Ärztinnen und Ärzten verschreiben lassen.
Die Online-Hilfe informiert weiter über Hintergründe, Risiken, Vorbeugung und Behandlung. Adressen von Beratungsstellen, Therapieeinrichtungen, Selbsthilfegruppen und vielfältiges Infomaterial runden das Angebot ab. Mehr unter: www.medikamente-und-sucht.de