Hannover, 11. Februar 2020 – Gerade in der kalten Jahreszeit treten Magen-Darm-Infekte besonders häufig auf. Der Grund: Im Winter halten wir uns verstärkt in geschlossenen Räumen auf, die stark geheizt sind und in denen trockene Luft herrscht. Unter diesen Bedingungen können Viren besonders gut existieren. „Gut die Hälfte aller Durchfallerkrankungen wird durch Noroviren ausgelöst. Über 6.000 sogenannte Norovirus-Gastroenteritis-Fälle wurden jeweils in den beiden vergangenen Jahren in Niedersachsen gemeldet, über 330 in Bremen“, sagt Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Niedersachsen und Bremen. Die schlechte Nachricht zuerst: Noroviren sind extrem infektiös. Schon wenige Viruspartikel (10 bis 100) genügen, um eine Infektion auszulösen. Sie verursachen starke Durchfälle und heftiges Erbrechen, häufig begleitet von Bauchkrämpfen, Kopf- und Muskelschmerzen, Erschöpfung und in seltenen Fällen auch erhöhter Körpertemperatur. Die dazugehörige gute Nachricht: Liegt bei den Betroffenen keine Grunderkrankung vor, die das Immunsystem bereits geschwächt hat, klingen die Beschwerden in den allermeisten Fällen nach 12 bis 72 Stunden wieder ab.
Der beste Schutz: Hygiene
Trotz des hohen Infektionsrisikos gibt es eine Chance sich zu schützen. „Der wichtigste und gleichzeitig effektivste Schutz gegen das Virus ist Hygiene“, so Sander. Sowohl bei der Essenszubereitung als auch nach jedem Toilettengang ist Händewaschen ein absolutes Muss. Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, desinfiziert Hände und WC-Sitz. Denn bei dieser Durchfallerkrankung handelt es sich um eine typische Hand-Mund-Infektion, das heißt: „Jemand ist mit dem Virus infiziert, wäscht sich nach dem Toilettengang nicht gründlich die Hände und hinterlässt Virenpartikel auf dem Türgriff. Der nächste kommt, fasst die Klinke an, wäscht sich auch die Hände nicht gründlich und berührt anschließend Lebensmittel, die dann verzehrt werden – schon hat er die Viren im Körper“, erklärt Sander.
Der Weg der Viren
Noroviren wirken hoch ansteckend und sind schwer einzudämmen. Übertragen werden sie von Mensch zu Mensch meist über eine sogenannte Schmierinfektion. Dabei gelangen geringe Spuren von Erbrochenem oder Stuhl an die Hände der Erkrankten und werden von Hand zu Hand weitergetragen. Von der Hand in den Mund ist es dann nur noch ein kurzer Weg. Eine Ansteckung ist zudem durch das Einatmen winziger virushaltiger Tröpfchen in der Luft möglich, die sich durch Erbrechen eines Erkrankten ausbreiten können. Schon kleinste Virusmengen reichen für eine Ansteckung aus. Überträger können auch durch mangelhafte Hygiene verunreinigte Speisen oder Getränke sein, wie dies häufiger in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen vorkommt. Erkrankte sind auch nach dem Abklingen der Symptome noch zwei Tage lang ansteckend. Im Stuhl können sich die Viren sogar noch einige Wochen halten.
Beschwerden lindern
Spezielle Medikamente gegen Noroviren gibt es nicht. Antibiotika beispielsweise zeigen gegenüber Noroviren keine Wirkung. Bei der Behandlung geht es daher vor allem darum, die Beschwerden bestmöglich zu lindern. Besonders wichtig ist es, den hohen Flüssigkeits- und Elektrolytverlust, der durch den Brechdurchfall entsteht, durch reichliches Trinken auszugleichen – am besten mit Mineralwasser, ungesüßten Kräutertees oder leichter Gemüsebrühe. Auch sollten Erkrankte versuchen, etwas feste, leicht verdauliche Nahrung zu sich zu nehmen, zum Beispiel Zwieback oder Butterkekse. Bei sehr starken Beschwerden kann eine Elektrolyt-Lösung aus der Apotheke die für den Flüssigkeitshaushalt wichtigen Salze wie Natrium und Kalium wieder auffüllen. Kinder und ältere Menschen reagieren bei Erbrechen und Durchfallerkrankungen besonders empfindlich auf den Flüssigkeitsverlust. Bei starken und anhaltenden Beschwerden sollte vorsichtshalber unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden.