Hannover, 21. Dezember 2020 – Mit 54,2 Prozent hat etwas mehr als die Hälfte der Erwerbspersonen in Niedersachsen hat im vergangenen Jahr laut dem aktuellem Barmer-Gesundheitsreport 2020 mindestens einmal krankheitsbedingt eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorgelegt, etwas häufiger als in Bremen mit 50,1 Prozent. „Wie unsere Auswertungen unter den Barmer-Versicherten zeigen, lag der Krankenstand in Niedersachsen mit 5,06 Prozent knapp über dem Bremer Wert von 4,96 Prozent. Insgesamt kamen so in Niedersachsen genau 18,5 Arbeitsunfähigkeitstage je Beschäftigte/n und in Bremen 18,1 Tage zusammen“, so Landesgeschäftsführerin Heike Sander. Die Spanne im Land Niedersachsen ist breit: Die meisten Krankschreibungen gab es in Delmenhorst, die wenigsten in Vechta.
Die meisten Fehltage der Beschäftigten in Niedersachsen ergaben sich in folgenden Kreisen:
- Delmenhorst: 23,4 Fehltage (2018: 21,9 Fehltage),
- Wilhelmshaven: 22,6 Fehltage (2018: 22,8 Fehltage),
- Lüchow-Dannenberg: 22,1 Fehltage (2018: 22,5 Fehltage),
- Friesland: 21,0 Fehltage (2018: 20,5 Fehltage),
- Uelzen: 20,7 Fehltage (2018: 20,1 Fehltage).
Die wenigsten Arbeitsunfähigkeitstage im Land gab es in:
- Vechta: 15,1 Fehltage (2018: 15,0 Fehltage),
- Stadt Osnabrück: 15,3 Fehltage (2018: 16,0 Fehltage),
- Stadt Oldenburg: 16,2 Fehltage (2018: 16,0 Fehltage),
- Kreis Osnabrück: 15,5 Fehltage (2018: 17,3 Fehltage),
- Braunschweig: 16,6 Fehltage (2018: 17,1 Fehltage).
Psychische Beschwerden in Niedersachsen
Die Verteilung der Fehlzeiten nach Krankheitsarten blieb in Niedersachsen weitestgehend gleich. Der auf Muskel-Skelett-Erkrankungen, also weitgehend Rückenbeschwerden, entfallende Anteil an den gesamten Arbeitsunfähigkeitstagen lag mit 3,7 Arbeitsunfähigkeitstagen je Versicherte/n unter den erfassten Hauptdiagnosen. Bei den psychischen Erkrankungen kamen sogar 4,3 Fehltage zusammen. Auf Krankheiten des Atmungssystems (Stichwort „Grippewelle“) entfielen 2,2 Tage, mit Verletzungen und Vergiftungen waren die Versicherten im Land statistisch betrachtet jeweils 2,2 Tage arbeitsunfähig. Bei den psychischen Erkrankungen kamen im Land Bremen insgesamt 3,5 Arbeitsunfähigkeitstage zusammen. Der auf Muskel-Skelett-Erkrankungen entfallende Anteil an den gesamten Arbeitsunfähigkeitstagen betrug 3,9 Fehltage. Auf Krankheiten des Atmungssystems entfielen 2,2, mit Verletzungen und Vergiftungen waren die Versicherten im Land Bremen 2,5 Tage arbeitsunfähig.
Bei der Interpretation sind viele Einflüsse zu bedenken
Bei Statistiken zu Arbeitsunfähigkeiten ist die Interpretation der Ergebnisse keinesfalls einfach. Bei der Interpretation sind viele Einflüsse zu bedenken. Das Alter spielt eine große Rolle. Bei Erwerbspersonen mit Hinweisen auf einen geringeren sozioökonomischen Status können häufigere gesundheitliche Probleme und Einschränkungen auftreten, als bei Personen mit höheren Schul- und Ausbildungsabschlüssen sowie mit größeren finanziellen Ressourcen. Wichtig erscheint auch der Hinweis, dass gesundheitliche Einschränkungen erst ab einer bestimmten Schwelle zu einer Arbeitsunfähigkeit mit Fernbleiben vom Arbeitsplatz führen. „Ein Arbeitnehmer kann beispielsweise durchaus schon lange unter leichteren Kopfschmerzen gelitten haben, ehe er sich wegen zunehmender Beschwerden krankschreiben lässt“, betont Sander. Aber auch das Klima am Arbeitsplatz dürfte unterschiedliche Auswirkungen haben. Höhere Krankenstände können Folge eines schlechten Betriebsklimas oder allgemein hoher Belastungen am Arbeitsplatz sein. Zählt man Angst um den Erhalt des Arbeitsplatzes als einen Aspekt des Betriebsklimas, kann ein negatives Betriebsklima jedoch auch zur Vermeidung von berechtigten Fehlzeiten führen.
Umfangreiches Präventionsangebot
Durch ein umfangreiches Präventionsangebot unterstützt die Barmer ihre Versicherten, für die eigene Gesundheit aktiv zu werden. Sie fördert Gesundheitskurse zu den Themen Stressbewältigung, Entspannung, Bewegung, Ernährung und Suchtmittelkonsum. Volkshochschulen, Bildungsstätten oder Vereine bieten vielfach Gesundheitskurse an. Unter www.barmer.de/a000052 gibt es die Möglichkeit, bundesweit nach zertifizierten Gesundheitskursen zu suchen.
Grundlegende Kennzahlen und Entwicklungen 2019
Die bundesweit ermittelten Ergebnisse des Gesundheitsreportes zum Jahr 2019 beruhen auf Daten der Barmer zu jahresdurchschnittlich 3,85 Millionen Erwerbspersonen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Fehlzeiten 2019 bundesweit nach geschlechts- und altersstandardisierten Auswertungen geringfügig, nämlich um 0,2 Prozent beziehungsweise 0,04 Tage je Erwerbsperson von 18,27 Tagen je Erwerbsperson im Jahr 2018 auf 18,23 Tage je Erwerbsperson im Jahr 2019 gesunken. Der Krankenstand lag damit 2019 bei 4,99 Prozent (Vorjahr: 5,01 Prozent). Dabei wurden 2019 diagnoseübergreifend merklich weniger Arbeitsunfähigkeitsfälle als 2018 registriert (-1,7 Prozent), diese Fälle dauerten im Mittel mit 14,3 Tagen 2019 allerdings länger als im Vorjahr mit durchschnittlich 14,1 Tagen (+1,5 Prozent).