Hannover, im Juli 2023 – Niedersachsens Altenpflegekräfte sind im vergangenen Jahr so oft krankgeschrieben gewesen wie nie zuvor. Dies zeigten die Auswertungen von Arbeitsunfähigkeitsdaten der erwerbstätigen BARMER-Versicherten aus dem aktuellen Gesundheitsreport der Kasse.
41 Tage waren Beschäftigte in der niedersächsischen Altenpflege demnach im vergangenen Jahr krankgeschrieben. Zum Vergleich: 2021 kamen 32,2 Fehltage und 2020 31,3 Fehltage in der Berufsgruppe der Altenpflegenden zusammen. Die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeitsdauer unter allen Beschäftigten im Land lag 2022 bei 23,1 Fehltagen. „Mit 11,2 Prozent ist der Krankenstand bei Mitarbeitenden der Altenpflege der höchste aller Berufsgruppen. Das heißt, jeder neunte Mitarbeitende war im Durchschnitt krankgeschrieben. In Niedersachsen lag der Krankenstand insgesamt bei 6,2 Prozent“, sagt Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Niedersachsen und Bremen.
Muskel-Skelett-Erkrankungen sind Hauptursache
Wie die Analyse der vier Hauptdiagnosen weiter zeigt, waren Muskel-Skelett-Erkrankungen, die häufig in Form von Rückenleiden auftreten, im Jahr 2022 ursächlich für die meisten Fehltage in Niedersachsens Altenpflege. Rund 10,2 Tage waren Beschäftigte der Branche aufgrund entsprechender Diagnosen krankgeschrieben. In Niedersachsens Altenpflege führten zudem psychische Erkrankungen zu im Schnitt 8,2 und Atemwegserkrankungen zu 5,5 Fehltagen. Für rund 3,2 Arbeitsunfähigkeitstage waren Verletzungen die Ursache.
Arbeitsbelastung und Arbeitsorganisation
„Die Zahlen verdeutlichen, welch enorm hoher gesundheitlicher Belastung die Beschäftigten in Niedersachsens Altenpflege ausgesetzt sind, sowohl körperlich als auch seelisch. Besonders belastend sind unregelmäßige Dienste, Schicht-, Nacht- oder Bereitschaftsdienste“, erklärt Sander. Hohe Krankenstände seien ein Teufelskreis, der zu zusätzlichen Belastungen führe. Es bringe nichts, beispielsweise auf das Ende der Grippesaison zu hoffen. „Die Pflegekräfte brauchen grundlegende, strukturelle Veränderungen in ihrer Arbeitswelt. Nur so können Gesundheit, Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten, sowie Produktivität und Arbeitsqualität gleichermaßen gefördert werden“, so Sander.
Betriebliche Gesundheitsförderung
Für Arbeitgeber werde es zunehmend wichtiger, sich um die Gesundheit, Zufriedenheit und Motivation ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kümmern. Aber in Pflegeeinrichtungen stehe das betriebliche Gesundheitsmanagement noch längst nicht überall auf der Agenda. Zur unabdingbaren Zukunftssicherung gehöre es jedoch, die Beschäftigungsfähigkeit aller Altersgruppen in der Belegschaft nachhaltig zu fördern. Zentrales Ziel sei dabei, dass die Beschäftigten ihren Beruf bei guter Gesundheit bis zum Ausstieg aus dem Berufsleben ausüben können. „Die Stärkung der Betrieblichen Gesundheitsförderung in Pflegeeinrichtungen ist ein unbestritten wichtiges Ziel. Da das Gesundheitsmanagement ein kontinuierlicher Kreislauf aus Analyse, Planung, Umsetzung und Überprüfung ist, müssen die Träger aktiv daran mitwirken und dauerhaft Ressourcen bereitstellen. Denn sonst stellen sich keine Erfolge ein“, so Heike Sander.