Hannover, 26. September 2019 – Etwas mehr als die Hälfte (56,2 Prozent) der Erwerbspersonen in Niedersachsen hat im vergangenen Jahr laut dem aktuellem Barmer Gesundheitsreport mindestens einmal krankheitsbedingt eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorgelegt, deutlich häufiger als in Bremen mit 50,9 Prozent. „Wie unsere Auswertungen unter den Barmer-Versicherten zeigen, lag der Krankenstand in Niedersachsen mit 5,1 Prozent knapp über dem Bremer Wert von 4,9 Prozent. Insgesamt kamen so in Niedersachsen genau 18,6 Arbeitsunfähigkeitstage je Beschäftigte/n und in Bremen 17,9 Tage zusammen“, so Landesgeschäftsführerin Heike Sander. Regional zeichnet sich ein sehr unterschiedliches Bild ab.
Die meisten Fehltage in Niedersachsen ergaben sich in folgenden Kreisen:
- Wilhelmshaven: 22,8 Fehltage,
- Lüchow-Dannenberg: 22,5 Fehltage,
- Delmenhorst: 21,9 Fehltage,
- Helmstedt: 21,9 Fehltage,
- Aurich: 20,6 Fehltage.
Die wenigsten Arbeitsunfähigkeitstage im Land gab es in:
- Vechta: 15,0 Fehltage,
- Oldenburg: 16,0 Fehltage,
- Cloppenburg: 16,9 Fehltage,
- Grafschaft Bentheim: 17,1 Fehltage,
- Braunschweig: 17,1 Fehltage.
Rückenbeschwerden in Niedersachsen
Die Verteilung der Fehlzeiten nach Krankheitsarten blieb in Niedersachsen weitestgehend gleich. Der auf Muskel-Skelett-Erkrankungen, also weitgehend Rückenbeschwerden, entfallende Anteil an den gesamten Arbeitsunfähigkeitstagen lag mit 4,2 Arbeitsunfähigkeitstagen je Versicherte/n erneut am höchsten unter den erfassten Hauptdiagnosen. Bei den psychischen Erkrankungen kamen 3,6 Fehltage zusammen. Auf Krankheiten des Atmungssystems (Stichwort „Grippewelle“) entfielen 2,6 Tage, mit Verletzungen und Vergiftungen waren die Versicherten im Land statistisch betrachtet jeweils 2,2 Tage arbeitsunfähig.
Psychische Probleme in Bremen
Bei den psychischen Erkrankungen kamen im Land Bremen insgesamt 3,9 Arbeitsunfähigkeitstage zusammen. Der auf Muskel-Skelett-Erkrankungen entfallende Anteil an den gesamten Arbeitsunfähigkeitstagen betrug 3,5 Fehltage. Auf Krankheiten des Atmungssystems entfielen 2,4, mit Verletzungen und Vergiftungen waren die Versicherten im Land Bremen 2,2 Tage arbeitsunfähig.
Interpretation vielschichtig
Bei Statistiken zu Arbeitsunfähigkeiten ist die Interpretation der Ergebnisse keinesfalls einfach. Bei der Interpretation sind viele Einflüsse zu bedenken. Das Durchschnittsalter der Erwerbspersonen und die wirtschaftliche Situation in den einzelnen Regionen spielen eine große Rolle. Bei Erwerbspersonen mit Hinweisen auf einen geringeren sozioökonomischen Status können häufigere gesundheitliche Probleme und Einschränkungen auftreten, als bei Personen mit höheren Schul- und Ausbildungsabschlüssen sowie mit größeren finanziellen Ressourcen. Auch die unterschiedliche Ausprägung einer Grippewelle ist zu berücksichtigen. Wichtig erscheint auch der Hinweis, dass gesundheitliche Einschränkungen erst ab einer bestimmten Schwelle zu einer Arbeitsunfähigkeit mit Fernbleiben vom Arbeitsplatz führen. „Ein Arbeitnehmer kann beispielsweise durchaus schon lange unter leichteren Kopfschmerzen gelitten haben, ehe er sich wegen zunehmender Beschwerden krankschreiben lässt“, betont Sander. Aber auch das Klima am Arbeitsplatz dürfte unterschiedliche Auswirkungen haben. Höhere Krankenstände können Folge eines schlechten Betriebsklimas oder allgemein hoher Belastungen am Arbeitsplatz sein. Zählt man Angst um den Erhalt des Arbeitsplatzes als einen Aspekt des Betriebsklimas, kann ein negatives Betriebsklima jedoch auch zur Vermeidung von berechtigten Fehlzeiten führen. Durch ein umfangreiches Präventionsangebot unterstützt die Barmer ihre Versicherten, für die eigene Gesundheit aktiv zu werden. Sie fördert Gesundheitskurse zu den Themen Stressbewältigung, Entspannung, Bewegung, Ernährung und Suchtmittelkonsum. Volkshochschulen, Bildungsstätten oder Vereine bieten vielfach Gesundheitskurse an. Unter www.barmer.de/a000052 gibt es die Möglichkeit, bundesweit nach zertifizierten Gesundheitskursen zu suchen.