Hannover, 22. Mai 2023 – Die Fehlzeiten unter Barmer-Versicherten in Niedersachsen haben vergangenes Jahr ein Allzeithoch erreicht. Das geht aus Analysen der Krankenkasse hervor. Demnach fehlten Beschäftigte im Jahr 2022 Land durchschnittlich über 23 Tage im Jahr krankheitsbedingt – im Vorjahr waren es noch knapp 18 Tage. „Die Fehlzeiten haben in Niedersachsen einen historischen Höchststand erreicht. Sie stiegen letztes Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 35,5 Prozent beziehungsweise 6,25 Tage je Erwerbsperson“, sagt Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Niedersachsen. Erstmals habe letztes Jahr auch die Arbeitsunfähigkeitsquote in Niedersachsen mit 74 Prozent deutlich über dem üblichen Wert gelegen. „Innerhalb eines Jahres ist normalerweise etwa gut die Hälfte aller Erwerbspersonen von mindestens einer Arbeitsunfähigkeit betroffen“, ergänzt Sander.
Gravierende Veränderungen bei Krankheiten des Atmungssystems
Besonders gravierende Veränderungen lassen sich insbesondere bei Atemwegsinfekten beobachten. Auf 100 Versicherte wurden 2022 geschlechtsübergreifend dreimal so viele Fälle gegenüber 2021 registriert. „Eine wesentliche Ursache dürften vermehrt auftretende Infekte im Zuge der sich wieder normalisierenden Kontakte nach den Einschränkungen der Pandemie sein. Die damit zwangsläufig einhergehende verstärkte Keimexposition nach einer längeren Phase mit nur geringer Keimexposition tat dann ihr Übriges“, so Sander. Regional zeichnet sich nach den Auswertungen des Barmer-Gesundheitsreports ein sehr unterschiedliches Bild ab.
Die meisten Fehltage in Niedersachsen ergaben sich in folgenden kreisfreien Städten/Kreisen (je Erwerbsperson):
2022 2021
Lüchow-Dannenberg 29,1 Fehltage 21,8 Fehltage
Osterode 28,1 Fehltage 19,7 Fehltage
Uelzen 27,1 Fehltage 20,1 Fehltage
Wilhelmshaven 26,0 Fehltage 22,9 Fehltage
Friesland 26,0 Fehltage 20,1 Fehltage
Die wenigsten Arbeitsunfähigkeitstage im Land gab es in diesen kreisfreien Städten/Kreisen (je Erwerbsperson):
2022 2021
Vechta 18,3 Fehltage 15,4 Fehltage
Braunschweig 20,4 Fehltage 15,7 Fehltage
Cloppenburg 21,1 Fehltage 15,9 Fehltage
Oldenburg/Kreis 21,2 Fehltage 15,3 Fehltage
Osnabrück/Stadt 21,3 Fehltage 14,9 Fehltage
Arbeitsunfähigkeitszeiten elektronisch übermittelt
Mit Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) werden Krankmeldungen zunehmend auf elektronischem Weg von Ärzten direkt an die zuständigen Krankenkassen übermittelt – seit Anfang 2023 ist dieser Weg obligat vorgeschrieben und ist mittlerweile gängige Routine in der Praxis. Vor Einführung der eAU waren Arbeitnehmer in der Regel selbst dafür verantwortlich, eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung an den Arbeitgeber und auch an die Krankenkasse zu übermitteln. Hier lässt sich vermuten, dass eine Übermittlung an Krankenkassen im Falle kurzzeitiger Arbeitsunfähigkeiten nur unvollständig erfolgte. Erhebliche negative Konsequenzen bei lückenhaften Meldungen an Krankenkassen waren seitens der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erst bei längerfristigen Krankschreibungen mit dann potenziell anstehenden Krankengeldzahlungen zu befürchten.