Hannover, im September 2023 - Heranwachsende in Niedersachsen und Bremen sind zu selten bei der Zahnvorsorge. Das belegen Daten aus dem aktuellen Barmer-Zahnreport. Nur rund ein Drittel der niedersächsischen Kinder im Alter bis vier Jahren (33 Prozent) war im Jahr 2021 zur Prophylaxe in der Zahnarztpraxis. Demnach fand bei zwei von drei Kleinkindern in Niedersachsen keine zahnärztliche Früherkennungsuntersuchung statt. In der Altersgruppe der Fünf- bis Neunjährigen haben 63 Prozent in Niedersachsen Vorsorgetermine wahrgenommen. Bei den zehn- bis 14-Jährigen waren es immerhin 68 Prozent. „Um Karies und Zahnerkrankungen konsequent zu verhindern, muss der Besuch in der Zahnarztpraxis spätestens mit dem ersten Milchzahn zur Routine werden. Eltern sollten diese Früherkennungsuntersuchungen als Chance nutzen, dass ihr Kind eine natürliche Beziehung zum Zahnarzt aufbauen kann und der erste Zahnarztbesuch nicht erst bei Schmerzen erfolgt“, sagt Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der BARMER Niedersachsen/Bremen.
Nachholbedarf in Bremen
In Bremen ist der Nachholbedarf bei der Zahnprophylaxe von Kleinkindern noch größer. „Nur 25 Prozent der Bremer Kinder im Alter bis vier Jahren haben 2021 eine Früherkennungsuntersuchung wahrgenommen. In der Gruppe der fünf- bis neunjährigen Bremerinnen und Bremern waren etwas mehr als die Hälfte der Kinder, 58 Prozent, bei der Prophylaxe, bei den zehn- bis 14-Jährigen waren es 61 Prozent“, so Sander.
Zahngesundheit und Bildung hängen zusammen
Nicht wahrgenommene Prophylaxe führt letztendlich zu therapeutischen Maßnahmen und häufig zu Zahnersatz. Dem Zahnreport zufolge besteht ein Zusammenhang zwischen Bildungsstand und der besonders häufigen Versorgung mit Zahnersatz. Je höher der Ausbildungsgrad der Betroffenen, desto seltener benötigen sie viel Zahnersatz. So gibt es unter den Versicherten mit höheren Bildungsabschlüssen im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt rund 35 Prozent weniger Personen mit hoher Inanspruchnahme von Zahnersatz. Das weist auf deutlich weniger ausgeprägte Gebissschäden hin. „Der Zahnreport belegt eindrücklich, dass solche Faktoren bei der Analyse und Planung prophylaktischer und therapeutischer Leistungen berücksichtigt werden sollten“, sagt Barmer-Landeschefin Sander.
Eigenverantwortliche Mundhygiene als Ziel von Prävention
Der Zahnreport kommt insgesamt zu dem Ergebnis, dass individuelle Zehnjahresverläufe auf eine vergleichsweise stabile Mundgesundheit bei vielen Versicherten hindeuten. Ein Teil der Menschen wird von präventiven Maßnahmen und nachhaltiger Versorgung jedoch offensichtlich noch nicht erreicht. „Um den kontinuierlichen Therapiebedarf bei Patienten mit hoher Krankheitslast zu verringern, ist ein weiter verbesserter Zugang zu professionellen Mundhygieneunterweisungen wünschenswert, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene, erklärt Sander. Das übergeordnete Ziel von Prävention in der zahnärztlichen Versorgung müsse die Aufklärung und Anleitung zu einer eigenverantwortlichen und effektiven Mundhygiene sein, die im Kindesalter beginne und dann ein Leben lang gründlich betrieben werde. Deshalb hätten bei der Barmer versicherte Kinder bereits ab dem 6. Lebensmonat Anspruch auf Prophylaxe.