Pressemitteilung 2024

BARMER-Suchtatlas: Niedersachsen bundesweit an zweiter Stelle beim Kokainmissbrauch

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Hannover, 30. Dezember 2024 – Immer mehr Menschen in Niedersachsen suchen wegen Kokainmissbrauchs ärztliche Hilfe. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor. Im Jahr 2019 wurden landesweit schätzungsweise 5.440 Patientinnen und Patienten behandelt. Diese Zahl stieg im vergangenen Jahr auf rund 7.760 an. 
Bundesweit wurden im Jahr 2023 rund 65.000 Patientinnen und Patienten wegen Kokainmissbrauchs behandelt, wobei Niedersachsen im bundesweiten Vergleich an zweiter Stelle stand. Die meisten Patientinnen und Patienten wurden in Nordrhein-Westfalen behandelt (15.280). „Die Zunahme an Behandlungen wegen Kokainmissbrauchs in Niedersachsen ist besorgniserregend. Das wahre Ausmaß wird noch viel größer sein, da nur der Bruchteil der Betroffenen ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt“, sagt Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Niedersachsen.

Männer besonders stark betroffen

Wie aus dem BARMER-Atlas weiter hervorgeht, waren im vergangenen Jahr bundesweit rund 50.700 Männer und 14.700 Frauen aufgrund von Kokainkonsum in Behandlung. In Niedersachsen erhielten 6.050 Männer und 1.710 Frauen medizinische Hilfe. Besonders häufig waren im hierzulande Männer zwischen 20 und 39 Jahren betroffen. Hier gab es 3.650 Patienten. „Kokain hat einen stimulierenden und aufputschenden Effekt. Deshalb wird es häufig als Leistungsdroge bezeichnet. Der vergleichsweise starke Kokainkonsum bei jungen Männern könnte auf einen massiven Leistungsdruck hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sehen. Sei es im Beruf oder im Privatleben“, so Sander. In ganz jungen Jahren oder im Alter spiele Kokain als Suchtmittel hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Jüngere Menschen hätten häufig nicht die finanziellen Mittel, um sich die teure Droge zu beschaffen. Hier sei der Konsum von Cannabis eher verbreitet. Bei älteren Menschen stünden der Alkohol- und Medikamentenmissbrauch im Vordergrund.

Sucht ansprechen – nicht wegsehen

„Es ist wichtig, Betroffene auf ihre Sucht anzusprechen“, sagt Sander. Denn der oder die Abhängige bemerke selbst oft nicht, dass der Suchtmittelkonsum bereits den Alltag eingeschränkt und das Verhalten verändert habe. Angehörige sollten ihre Beobachtungen teilen und offen über ihre Sorgen sprechen. Um eine Therapie zu beginnen und erfolgreich abzuschließen, müsse der Betroffene selbst erkennen, dass er ein Problem habe. „Angehörige oder Freunde sollten sich selbst Unterstützung für diese schwierige Situation holen. Fachambulanzen oder Suchberatungsstellen sind die richtigen Ansprechpartner“, sagt Sander. Frühzeitige Hilfe sei entscheidend, um das Aufhören zu erleichtern und die Auswirkungen der Sucht auf Familie und Freundeskreis zu minimieren.

Datenquelle:

Auswertungen von BARMER-Versichertendaten, hochgerechnet auf die reale Bevölkerungsstruktur in Niedersachsen. Erfasst wurden alle Personen, für die mindestens einmal eine ICD Diagnose F14 (Psychische und Verhaltensstörungen durch Kokain) im ambulanten oder stationären Bereich (Haupt- oder Nebendiagnose) abgerechnet wurde.

Kontakt für die Presse:

Julia Franz
Pressesprecherin Barmer Niedersachsen, Bremen
Telefon: 0800 33 30 04 65 4431
E-Mail: julia.franz@barmer.de