Hannover, 27. September 2018 – Etwas mehr als die Hälfte (56,7 Prozent) der Erwerbspersonen in Niedersachsen hat im Jahr 2017 laut Barmer Gesundheitsreport 2018 mindestens einmal krankheitsbedingt eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorgelegt, nur geringfügig mehr als im Bundesdurchschnitt (56,1 Prozent), aber deutlich häufiger als in Bremen mit 50,2 Prozent. „Wie unsere Auswertungen unter den Barmer-Versicherten zeigen, lag der Krankenstand in Niedersachsen mit 4,9 Prozent knapp über dem Bundesdurchschnitt von 4,8 Prozent und dem Bremer Wert von 4,6 Prozent“, so Landesgeschäftsführerin Heike Sander. Im Vergleich der Bundesländer lag Niedersachsen mit 17,7 Fehltagen auf Platz Sieben, weniger Fehltage als in Bremen mit 16,9 gab es nur in Baden-Württemberg (14,8), Bayern (15,6) und Hamburg (16,0).
Die meisten Fehltage in Niedersachsen ergaben sich in folgenden Kreisen:
- Wilhelmshaven: 21,6 Fehltage,
- Lüchow-Dannenberg: 20,8 Fehltage,
- Osterode: 20,6 Fehltage,
- Uelzen: 20,1 Fehltage,
- Cuxhaven: 20,0 Fehltage.
Die wenigsten Arbeitsunfähigkeitstage im Land gab es in:
- Vechta: 13,9 Fehltage,
- Braunschweig: 15,4 Fehltage,
- Oldenburg: 15,7 Fehltage,
- Cloppenburg: 16,4 Fehltage,
- Grafschaft Bentheim: 16,5 Fehltage.
Rückenbeschwerden in Niedersachsen
Durchschnittlich entfielen in Niedersachsen im Jahr 2017 auf jede Erwerbsperson 17,7 Arbeitsunfähigkeitstage, genau die gleiche Zahl wie im Vorjahreszeitraum. Absolut kamen damit über 5,5 Millionen Fehltage in Niedersachsen zusammen. Während die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage bei den weiblichen Erwerbspersonen pro Kopf nahezu unverändert bei 18,5 Tagen verblieb, nahm die Zahl bei den männlichen Erwerbspersonen von 17,1 leicht auf 17,0 Tage ab. Dabei blieb die Verteilung der Fehlzeiten nach Krankheitsarten weitestgehend gleich. Der auf Muskel-Skelett-Erkrankungen, also Rückenbeschwerden, entfallende Anteil an den gesamten Arbeitsunfähigkeitstagen lag mit 4,5 Arbeitsunfähigkeitstagen (2016: 4,4) erneut am höchsten. Bei den psychischen Erkrankungen kamen 3,4 Fehltage zusammen (2016: 3,4). Auf Krankheiten des Atmungssystems entfielen 2,2 Tage (2016: 2,5), mit Verletzungen und Vergiftungen waren die Versicherten im Land auch 2,1 Tage arbeitsunfähig (2016: 2,5 Tage).
Psychische Probleme in Bremen
Im Vergleich zum Vorjahr sind die Fehlzeiten in Bremen um 3,9 Prozent gestiegen. Auf jede Erwerbsperson entfielen im Jahr 2017 insgesamt 16,9 Arbeitsunfähigkeitstage, 2016: waren es noch 16,3 Tage. Bei den psychischen Erkrankungen kamen 3,8 Arbeitsunfähigkeitstage zusammen (2016: 3,6). Der auf Muskel-Skelett-Erkrankungen entfallende Anteil an den gesamten Arbeitsunfähigkeitstagen stieg auf insgesamt 4,4 Fehltage an, im Vorjahr waren es lediglich 3,2 Arbeitsunfähigkeitstage. Auf Krankheiten des Atmungssystems entfielen 2,2 Tage (2016 ebenfalls 2,2), mit Verletzungen und Vergiftungen waren die Versicherten im Land Bremen 2,3 Tage arbeitsunfähig (2016: 2,0 Tage).
Interpretation vielschichtig
Bei Statistiken zu Arbeitsunfähigkeiten ist die Interpretation der Ergebnisse keinesfalls einfach. Bei der Interpretation sind viele Einflüsse zu bedenken. Das Alter spielt eine große Rolle. Bei Erwerbspersonen mit Hinweisen auf einen geringeren sozioökonomischen Status können häufigere gesundheitliche Probleme und Einschränkungen auftreten, als bei Personen mit höheren Schul- und Ausbildungsabschlüssen sowie mit größeren finanziellen Ressourcen. Wichtig erscheint auch der Hinweis, dass gesundheitliche Einschränkungen erst ab einer bestimmten Schwelle zu einer Arbeitsunfähigkeit mit Fernbleiben vom Arbeitsplatz führen. „Ein Arbeitnehmer kann beispielsweise durchaus schon lange unter leichteren Kopfschmerzen gelitten haben, ehe er sich wegen zunehmender Beschwerden krankschreiben lässt“, betont Sander. Aber auch das Klima am Arbeitsplatz dürfte unterschiedliche Auswirkungen haben. Höhere Krankenstände können Folge eines schlechten Betriebsklimas oder allgemein hoher Belastungen am Arbeitsplatz sein. Zählt man Angst um den Erhalt des Arbeitsplatzes als einen Aspekt des Betriebsklimas, kann ein negatives Betriebsklima jedoch auch zur Vermeidung von berechtigten Fehlzeiten führen.
Durch ein umfangreiches Präventionsangebot unterstützt die Barmer ihre Versicherten, für die eigene Gesundheit aktiv zu werden. Sie fördert Gesundheitskurse zu den Themen Stressbewältigung/Entspannung, Bewegung, Ernährung und Suchtmittelkonsum. Volkshochschulen, Bildungsstätten oder Vereine bieten vielfach Gesundheitskurse an. Unter www.barmer.de/a000052 gibt es die Möglichkeit, bundesweit nach förderfähigen Gesundheitskursen zu suchen, die von der Zentralen Prüfstelle Prävention zertifiziert worden sind.
Der Gesundheitsreport 2018 steht zum Download unter www.barmer.de/p009580.