Wie sieht die Gesundheitsversorgung der Zukunft im ländlichen Raum aus? Wie können wir die Versorgung der Patientinnen und Patienten trotz Landarzt-Mangel sicherstellen und qualitativ hochwertig erhalten? Mit dem Projekt „Regionale Gesundheitszentren“ haben die BARMER und der Verband der Ersatzkassen (vdek) einen Baustein zur Beantwortung dieser Fragen aufgelegt.
In der Gemeinde Wurster Nordseeküste (Landkreis Cuxhaven) ist die BARMER nun Teil eines Projektes, mit dem die Versorgung vor Ort entscheidend verbessert werden soll. Das dortige Regionale Versorgungszentrum (RVZ) ist bundesweit erster „Regionaler Gesundheitspartner“ der Ersatzkassen. Im RVZ werden Patientinnen und Patienten besondere vertragliche Leistungen angeboten, die bislang nicht Teil der medizinischen Regelversorgung sind. „Im RVZ Wurster Nordseeküste zeigen wird, wie die Ärztinnen und Ärzte entlastet und gleichzeitig eine besonders hohe Qualität der Versorgung realisiert werden kann. Wir sind überzeugt, dass alle Beteiligten von diesem neuen Konzept profitieren“, so Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der BARMER Niedersachsen/Bremen.
Der Vertrag zwischen dem Verband der Ersatzkassen (vdek) und dem Regionalen Gesundheitspartner besteht aus drei Komponenten:
Einführung eines Care und Case Managements
Das Care und Case Management unterstützt Patientinnen und Patienten sowie deren An- und Zugehörige bei der Wahrnehmung von Gesundheits- und Versorgungsangeboten. Vor allem Personen mit besonderem Unterstützungsbedarf (z.B. auf Grund von kognitiven Einschränkungen oder hohem Lebensalter) erhalten so eine intensive Betreuung. Care und Case Manager übernehmen den Kontakt mit den Pflege- und Krankenkassen, örtlichen Sozialhilfeträgern, Leistungsträgern und allen anderen klassischen Einrichtungen des Gesundheitssystems. Diese Aufgabe wird von qualifizierten Care und Case Managern oder Pflegefachkräften mit einer besonderen Weiterbildung durchgeführt. Die Care und Case Manager sind in allen Lebenslagen Ansprechpartner für ihre Patientinnen und Patienten und helfen dabei, das passende Unterstützungsangebot zu identifizieren.
Förderung telemedizinischer Angebote mit dem „Telemedizin-Rucksack“
Der Telemedizin-Rucksack dient als technische Unterstützung bei Hausbesuchen immobiler Patientinnen und Patienten oder bei Besuchen von Personen im Pflegeheim durch nichtärztliche medizinische Praxisassistentinnen und Praxisassistenten. Der Telemedizin-Rucksack ist mit verschiedenen digitalen Geräten ausgestattet: beispielsweise ein Tablet mit Kamera, ein mobiles EKG, ein digitales Blutdruckmessgerät und diverse weitere Geräte. Die Befunddaten werden mithilfe der telemedizinischen Ausstattung direkt an die Arztpraxis übermittelt. Es ist sichergestellt, dass ein Arzt/eine Ärztin im RVZ Wurster Nordseeküste bei Bedarf per Telekonsil zugeschaltet werden kann. So können medizinische Fragestellungen auch direkt mit dem behandelnden Arzt / der behandelnden Ärztin abgeklärt und die erforderlichen Maßnahmen direkt vor Ort eingeleitet werden.
Einsatz neuer Gesundheitsberufe
Ärztinnen und Ärzte sollen langfristig dadurch entlastet werden, dass medizinische Assistenzberufe mit abgeschlossenem Studiengang delegierbare ärztliche Aufgaben übernehmen. Die sogenannten „Physician Assistants“ können beispielsweise Befunde kontrollieren, Therapievorschläge erarbeiten, bei der Anamnese mitwirken, Wundkontrollen und Impfkontrollen durchführen, sowie Patientenschulungen anbieten.
„Mit dem RVZ Wurster Nordseeküste als erster Regionaler Gesundheitspartner des vdek gehen wir ganz neue Wege bei der wohnortnahen Versorgung in ländlichen Regionen. Besonders freue ich mich darüber, dass wir mit dem Care und Case Managements eine Lotsen-Funktion im oft undurchsichtigen Gesundheitswesen schaffen und vor allem Menschen im hohen Alter und schwerkranke Patientinnen und Patienten in ihrem Alltag besser unterstützen“, so Heike Sander.
Das Projekt ist vorerst auf drei Jahre befristet.