Fast 75 Prozent der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern gehen mindestens einmal im Jahr zum Zahnarzt. Damit liegt das Land im ostdeutschen Trend: In Sachsen und Thüringen sind es sogar 78 Prozent während im Saarland die Quote nur knapp 65 Prozent beträgt. Dies zeigen die Regionaldaten des Zahnreports der Barmer. Nach der Studie bohrt der Zahnarzt im Nordosten auch deutlich öfter als im Bundesdurchschnitt. Jedes Jahr erhalten 35 Prozent eine Füllung. In Bremen sind es nur 24 Prozent der Patienten.
In einigen Regionen werden häufig Zähne gezogen
Auffällig ist in einigen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns die hohe Zahl an Extraktionen. Dazu wurden im Zahnreport die Gebietskörperschaften ausgewiesen, in denen zwischen 2012 und 2014 das Entfernen von Zähnen deutlich über dem Bundesdurchschnitt lag. Im Nordosten waren das die Städte und Regionen Stralsund, Wismar, Güstrow, Ludwigslust, Nordvorpommern und Rügen. Eine Begründung für diese Abweichung kann aus den Zahlen der Studie nicht abgeleitet werden.
Minderjährige in Mecklenburg-Vorpommern haben öfter Karies
Besorgniserregend ist der hohe Anteil von Minderjährigen im Bundesland, die schon eine Füllung brauchen. Im Jahre 2014 waren 21 Prozent der Kinder und Jugendlichen betroffen– im Saarland nur 14,7 Prozent. Dabei nehmen in Mecklenburg-Vorpommern 64,5 Prozent der 6- bis unter 18-Jährigen an einer Individualprophylaxe teil – das entspricht dem Bundesdurchschnitt.
Menschen in Mecklenburg-Vorpommern liegen bei der Regelversorgung mit Zahnkronen an der Spitze
Bei Zahnkronen greifen die Menschen im Nordosten am häufigsten im Bundesvergleich zur Regelversorgung. 34 Prozent greifen zur Metallkrone, die im Sichtbereich keramisch teilverblendet ist. In Bayern geben sich mit dieser Versorgung nur 9 Prozent zufrieden. Für Kerstin Schulze, Zahnärztin aus Wismar hat die Regelversorgung Vorteile: "Metallische Vollkronen oder teilverblendete Kronen sind passgenau, haben einen geringen Substanzabtrag und halten sehr lange. Hinzu kommt der deutlich geringere Eigenanteil der Versicherten". Patienten brauchen deshalb mehr fundierte Informationen über Vor- und Nachteile verschiedener Zahnersatzvarianten, damit die Qualität der Zahnmedizin nicht leide, betont die Fachreferentin der Barmer Landesvertretung Martina Demmler: "Selbst der Spitzenplatz in Mecklenburg-Vorpommern bedeutet, dass nur ein Drittel der Patienten die Regelversorgung nutzt. Hier besteht aus unserer Sicht ein starker Aufklärungsbedarf."
Bei zahnlosem Kiefer besteht Verbesserungsbedarf
Doch auch die Regelversorgung könne verbessert werden, beispielsweise für Patienten, die im Unterkiefer keine Zähne mehr haben. Der Report zeigt, dass zwischen den Bundesländern das Verhältnis der implantatgestützten Totalprothesen zu den üblichen schleimhautgetragenen Prothesen stark schwankt. Ihr Verhältnis beträgt in Mecklenburg-Vorpommern 1 zu 14,8. In Bayern sind es 1 zu 5,3.
"Seit mehr als zehn Jahren ist es Konsens in der Zahnmedizin, dass eine durch mindestens zwei Implantate gestützte Prothese die erste Wahl bei zahnlosem Unterkiefer ist. Wir erwarten, dass dieser Standard schnell Teil der Regelversorgung wird", so Demmler. Derzeit sind Implantate nur in Ausnahmefällen Leistung der gesetzlichen Krankenkassen.