Die Pandemie hat sehr eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig ein funktionierendes Gesundheitssystem ist. Mecklenburg-Vorpommern hat bisher die Krise gut bewältigt. Unser Gesundheitssystem im Land zeigt sich sehr leistungsstark und anpassungsfähig: Die ambulanten Versorgungsstrukturen gewährleisten die medizinische Grundversorgung auch bei extremer Beanspruchung. In kürzester Zeit konnten im Nordosten zudem die vorhandenen Behandlungskapazitäten für Intensivpatientinnen und Intensivpatienten stark ausgebaut werden. Das hochmotivierte ärztliche und nichtärztliche Personal stellt Professionalität und Einsatzbereitschaft – bis zur Erschöpfung – unter Beweis. Die Zusammenarbeit in sogenannten Clustern rund um die vier Maximalversorger im Land hat funktioniert und kann beispielgebend für die Zukunft sein.
Digitale Prozesse finden eine deutlich stärkere Akzeptanz. Ein Beispiel: Im gesamten Jahr 2019 rechneten lediglich drei Ärzte bzw. Psychotherapeuten im Nordosten die Videosprechstunde mit der Barmer ab. Nach Abschluss des dritten Quartals 2020 hat sich die Zahl der Anbieter auf mehr als 560 vervielfacht. Wir können feststellen: Das Gesundheitswesen hat bewiesen, dass es handlungs- und wandlungsfähig ist. Es setzt sich das Verständnis durch, dass digitale Neuerungen keine Bedrohung darstellen, sondern eine sinnvolle Ergänzung sind. Vernetzung ist das Gebot der Stunde in einem „verzettelten“ System.
In seiner 89. Sitzung am 14. Mai 2020 hat der Landtag Mecklenburg-Vorpommern beschlossen, eine Enquete-Kommission mit 21 Mitgliedern zum Thema „Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern“ einzusetzen. Die Fraktionen des Landtages haben elf parlamentarische und zehn nicht parlamentarische Mitglieder für die Kommission benannt. Ich habe mich sehr gefreut, als Mitglied in die Kommission berufen worden zu sein.
Aufgabe der Kommission war es, dem Landtag geeignete Maßnahmen zu empfehlen, um langfristig eine bedarfsgerechte, leistungsfähige und flächendeckende Gesundheitsversorgung im Land Mecklenburg-Vorpommern sicherzustellen. Mittlerweile hat der Landtag in seiner Sitzung am 9. Juni 2021 den Abschlussbericht beraten. Viele Punkte und Empfehlungen, die dort erarbeitet worden sind, decken sich mit den Positionen der Barmer. Ich hoffe, dass diese in der kommenden Legislatur aufgegriffen und umgesetzt werden.
Im Mittelpunkt für die Barmer stehen die Patientinnen und Patienten. Jede Reform muss konsequent aus ihrer Perspektive gedacht werden, denn sie sollen davon profitieren und sie zahlen dafür Beiträge. Daher geht es uns immer um Qualität und Effizienz. Im Sinne der Patienten müssen die vorhandenen Ressourcen bestmöglich eingesetzt werden.
Einen wichtigen Beitrag, um Ressourcen zu schonen, leistet die Prävention. Gerade in Mecklenburg-Vorpommern leiden immer öfter auch junge Menschen an Volkskrankheiten wie z.B. Diabetes oder Adipositas. Hier sind alle gesellschaftlichen Gruppen aufgefordert, aktiv gegenzusteuern.
In den Gesundheitspolitischen Positionen möchten wir die Handlungsfelder erläutern, die aus unserer Sicht Priorität haben. Wir brauchen regional bedarfsgerechte Lösungen, einen Wettbewerb um die besten Ideen und den Mut zur Umsetzung. Mecklenburg-Vorpommern hat dann die Chance, der Zeit 50 Jahre voraus zu sein – und von Bismarck Lügen zu strafen.
Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der Barmer in Mecklenburg-Vorpommern
Schwerin, im Juni 2021