In Deutschland leiden etwa 27 Prozent der Bevölkerung unter chronischen Schmerzen. Trotz wichtiger Fortschritte gibt es deutlichen Verbesserungsbedarf in der Versorgung der Betroffenen, dies hat bereits 2016 der Barmer Arztreport deutlich gemacht. Seit 2018 fördert die Barmer eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, um die Chronifizierung von Schmerzen zu verhindern.
Dafür arbeitet die Krankenkasse beim Projekt „PAIN2020“ eng mit der Deutschen Schmerzgesellschaft, dem DRK Schmerzzentrum Mainz, der Klinik für Anästhesiologie an der Georg-August-Universität Göttingen und dem SchmerzCentrum des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus in Dresden zusammen. Das Institut für Community Medicine der Universität Greifswald begleitet und evaluiert das Projekt. In Mecklenburg-Vorpommern ist das Klinikum Hagenow als PAIN2020-Zentrum dabei. Der Name PAIN2020 ist dabei Programm und steht für Patientenoriertiert. Abgestuft. Interdisziplinär.
Patientenorientiert - Individuell zugeschnittene Therapie
Ziel ist es, Betroffene vor einer Chronifizierung ihrer Schmerzen zu bewahren und damit zu mehr Lebensqualität zu verhelfen. Durch das frühe, am Beginn der Schmerzkarriere stattfindende interdisziplinäre multimodale Assessment, werden dem Patienten mögliche Therapieoptionen aufgezeigt, die geeignet sind, eine spätere Chronifizierung des Schmerzes zu verhindern.
Abgestuft - Schmerz-Patient ist nicht gleich Schmerz-Patient
Neben der schmerzmedizinisch fundierten Diagnostik von Risikofaktoren für das Entstehen von chronischen Schmerzen bietet PAIN2020 ergänzend zur Regelversorgung zwei ambulante Therapien an. Je nach Krankheitsbild der Patienten, handelt es sich entweder um eine einmalige Schulung mit Informationen zur Erkrankung und zu Methoden der Schmerzbewältigung, oder um eine umfangreichere begleitende Schmerztherapie mit 30 Stunden, verteilt über zehn Wochen. Bei PAIN2020 geht es insbesondere auch darum, Betroffene im Umgang mit ihrer Erkrankung besser zu schulen und sie in die Therapie-Entscheidung einzubeziehen.
Interdisziplinär - Fachärzte, Physiotherapeuten und Psychotherapeuten
Ein Team aus ärztlichen, psychologischen und physiotherapeutischen Spezialisten untersucht den Betroffenen umfassend, stellt gemeinsam Diagnosen und gibt darauf basierend eine Therapieempfehlung ab. Eine interdisziplinär erarbeitete ganzheitliche Therapie erleichtert die Weiterbehandlung von Schmerzpatienten beim Haus- oder Facharzt. Gleichzeitig erhält der weiterbehandelnde Arzt einen Ansprechpartner für später auftretende Fragen.
Welche Patienten können am Projekt teilnehmen?
Das Projekt richtet sich an Patienten ab einem Lebensalter von 18 Jahren, mit schmerzbedingten Einschränkungen, die am Beginn einer „Schmerzkarriere“ stehen, unabhängig von der Lokalisation oder Ursache der Schmerzen. Zielgruppe sind Menschen mit Schmerzen, die über einen Zeitraum von mehr als sechs Wochen anhalten oder deren Schmerzen trotz einer fachspezifischen Behandlung wiederkehren.
Klinikum Helene von Bülow in Hagenow als Partner
Interessierte Versicherte aus Mecklenburg-Vorpommern können sich im Schmerz- und Rückenzentrum am Westmecklenburg Klinikum Helene von Bülow in Hagenow vorstellen und eine Teilnahme prüfen lassen. Die Kontaktdaten finden Interessierte auf der Webseite der Schmerzmedizin in Hagenow.
Die Teilnahme an PAIN2020 ist freiwillig, den Versicherten entstehen für die im Projekt vorgesehenen zusätzlichen Leistungen keine gesonderten Kosten. Mehr Informationen zum Projekt gibt es unter www.pain2020.de.