Unter dem Motto „Ambulante Chancen nutzen, Krankenhausreform sichern“, fand der diesjährige Norddeutsche Dialog am 05.November 2024 im Wichernsaal in Schwerin statt. Barmer-Landesgeschäftsführer Henning Kutzbach konnte rund 100 Gäste aus der Gesundheitsbranche und Politik begrüßen, die einen kurzweiligen Abend mit wissenschaftlichen Impulsvorträgen und lebhaften Diskussionen erlebten.
In ihrem Grußwort führte die Staatssekretärin Sylvia Grimm vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport Mecklenburg-Vorpommern in das Thema ein, griff die aktuelle Situation zur Reform der Krankenhauslandschaft auf und gab Einblicke in die Positionen der Landesregierung zu den anstehenden Gesetzesvorhaben.
Konkrete Zahlen zum Ambulantisierungspotenzial in Deutschland lieferte Dr. Martin Rößler vom Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung (bifg). Das bifg als wissenschaftliches Institut der Barmer erstellt und entwickelt selbst und in Partnerschaften Analysen und Konzepte, insbesondere zu Versorgungs- und Systemfragen im Gesundheitswesen. Dieses kommt nach einer Auswertung vollstationärer Krankenhausfälle zu dem Ergebnis, dass durchschnittlich 20 Prozent der stationären Fälle ambulantisierbar wären. Dieser Wert ist im Betrachtungszeitraum relativ konstant und im bundesweiten Ländervergleich gibt es lediglich geringe Abweichungen. „Ambulantisierungspotenzial sei somit überall vorhanden“, so Rößler.
In einem Filmbeitrag berichtete Dr. Marco Krüger, Geschäftsführer der Warnow-Klinik in Bützow, welche Chancen er für sein Haus durch die Krankenhausreform sieht. Krüger erhofft sich mit der Krankenhausreform, dass die Zahl der ambulanten Operationen gesteigert werden kann und sich eine engere Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten und Medizinischen Versorgungszentren im Land ergibt. Seine Klinik will zukünftig verstärkt auf die Übergangspflege setzen. Dabei sollen Patienten zur wohnortnahen Weiterbehandlung nach Operationen von den umliegenden Maximalversorgern übernommen werden.
Gemeinsam mit dem Publikum diskutierte ein hochkarätig besetztes Podium aus Gesundheitsexpertinnen und –experten, moderiert von der Gesundheitsjournalistin Karin Koslik, über die Chancen und Herausforderungen in den ambulanten und stationären Versorgungsbereichen in Mecklenburg-Vorpommern. Dr. Sabine Meinhold, Fachärztin für Allgemeinmedizin im HaffNet, gab einen Einblick in den Praxisalltag. Dabei machte sie deutlich, dass in ihrem Netzwerk die sektorenübergreifende Zusammenarbeit bereits gelebt wird. Alexander M. Gross, Geschäftsführer der LUP Kliniken, stellte das Innovationsprojekt „Regionale Gesundheitsversorgung“ aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim vor und verdeutlichte, welchen Aufgaben insbesondere kleine Klinikstandorte zukünftig meistern müssen.
In seinem Schlusswort betonte Henning Kutzbach: „Der Reformbedarf ist unvermindert groß und eine neue Bundesregierung ist gefordert, direkt weitere Reformen zu entwickeln. Dabei ist die Qualitätsorientierung der Schlüssel zum Erfolg.“