Aktuell sind die Corona-Infektionszahlen in Deutschland auf einem Höchststand. Bundesweit kommen Kliniken an ihre Grenzen. Höchste Zeit für Barmer-Landeschef Henning Kutzbach, um Reformen im Gesundheitswesen anzustoßen.
Wenn wir das Jahr 2020 resümieren, dann steht alles unter dem Eindruck der Corona-Pandemie. Diese fordert uns und bringt uns an unsere Grenzen oder sogar darüber hinaus. Und Corona zeigt auch deutlich, wo es in unserem Gesundheitssystem Probleme gibt. Mehr noch, die Pandemie wirkt wie ein Brennglas. Bestehende (und bekannte) Schwachstellen werden offenbart. Dazu gehören vor allem der Mangel an (Fach-)Ärzten und Pflegepersonal, die strikte Trennung der Sektoren von ambulant und stationär, fehlende Zentrenbildung, ein Vergütungssystem, das teilweise falsche Anreize setzt und unzureichende digitale Prozesse zur Unterstützung.
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hat Deutschland die "erste Welle" der Corona-Pandemie gut meistern können. Dafür ist maßgeblich unser Gesundheitssystem verantwortlich, das unbestritten zu den besten weltweit gehört. Dennoch muss sich dieses System verändern, um auch in Zukunft leistungsfähig zu sein. In der aktuellen "zweiten Welle" kommen Kliniken bundesweit an ihre Grenzen. Um Reformen im Gesundheitsbereich anzustoßen, wurde in Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr die Enquete-Kommission „Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern“ eingesetzt. Als Landeschef der Barmer kann ich diese Zukunft als Kommissionsmitglied mitgestalten. Die Kommission bietet die Chance, abseits von Tagespolitik, langfristige und nachhaltige Lösungen für das Gesundheitssystem im Land zu entwickeln.
In Mecklenburg-Vorpommern ist die besondere Herausforderung, die Gesundheitsversorgung in einem Flächenland so zu organisieren, dass sowohl Erreichbarkeit als auch Qualität gewährleistet werden können. Vonseiten der Barmer ist es dafür unerlässlich, ambulante und stationäre Versorgungsbereiche stärker gemeinsam zu denken. Eine Antwort darauf sind regionale Versorgungsverbünde bzw. integrierte Gesundheitszentren. Diese könnten in ländlichen Gebieten die medizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger sicherstellen. In Metropolregionen sind sie hingegen ein Instrument zur Zentralisierung spezialisierter Leistungen und zur Schwerpunktbildung.
Welcher Weg in Zukunft für das Gesundheitssystem eingeschlagen wird, steht noch nicht fest. Jedoch sollte die aktuelle Krise in jedem Fall genutzt werden, um Reformen spätestens jetzt anzudenken!