Schwerin, 13. September 2023 – Jedes Jahr bekommen in Deutschland rund 300.000 Menschen eine Blutvergiftung. Etwa dreißig Prozent der Betroffenen sterben daran. Damit ist die Sepsis, so der medizinische Fachbegriff, die dritthäufigste Todesursache. Laut einer Auswertung des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung erlitten im Jahr 2021 in Mecklenburg-Vorpommern 3,14 je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohnern eine Sepsis. Die meisten Blutvergiftungen gab es dabei im Landkreis Vorpommern-Greifswald (4,59 je 1.000), die wenigsten im Landkreis Ludwigslust-Parchim (2,26 je 1.000). „Eine Sepsis ist immer ein Notfall. Unbehandelt endet sie tödlich, weil das gesamte Immunsystem zusammenbricht und die Organe versagen. Deshalb sollte bei dem geringsten Verdacht unbedingt sofort eine Ärztin oder ein Arzt kontaktiert werden“, sagt Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der BARMER anlässlich des heutigen Welt-Sepsis-Tags. Allerdings würden die ersten Anzeichen einer Sepsis oft nicht als solche erkannt. Etwa eine schnelle und flache Atmung, Fieber, Schüttelfrost, ein niedriger Blutdruck und ein beeinträchtigtes Bewusstsein. Auch eine zu niedrige Körpertemperatur könne ein Symptom sein. Ein roter Strich auf der Haut sei dagegen kein eindeutiges Anzeichen für eine Blutvergiftung. „Dieses Symptom deutet auf eine Entzündung der Lymphgefäße hin. Die Ursache dafür muss aber keine Sepsis sein“, so Kutzbach.
Schon kleine Wunden können gefährlich werden
Der Begriff Blutvergiftung sei irreführend. Denn mit einer Vergiftung habe die Sepsis nichts zu tun. Vielmehr reagiere der Körper mit einer heftigen Entzündung auf eine Infektion und überschwemme damit das Blut. Dadurch würden die Organe so stark geschädigt, dass es zu einem septischen Schock und zum Organversagen komme. Die Auslöser seien in den meisten Fällen Bakterien, seltener Viren, Pilze oder Einzeller. Eine kleine Schnittverletzung und aufgekratzte Mückenstiche könnten ebenso zu einer Sepsis führen wie eine Lungenentzündung. Vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, Säuglinge und Ältere seien Anfällig für eine Blutvergiftung. „Wer zur Risikogruppe gehört, sollte sich gegen Pneumokokken und Meningokokken impfen lassen. Denn das sind häufige Erreger. Es ist aber nicht möglich, sich durch eine Impfung grundsätzlich vor einer Sepsis zu schützen. Deshalb ist auch das schnelle Erkennen einer Blutvergiftung so wichtig“, so Kutzbach.
Schwere Erkrankung mit schweren Langzeitfolgen
Häufig müssten Patientinnen und Patienten, die an einer Blutvergiftung litten, intensivmedizinisch behandelt werden. Eine Heilung sei möglich, aber wer eine Sepsis überlebe, kämpfe nicht selten mit schweren Langzeitfolgen. Dazu zählten unter anderem Muskelschwäche, Bewegungsstörungen oder Nervenschäden. Manche Patientinnen und Patienten müssten alltägliche Fähigkeiten wie Gehen oder Sprechen neu erlernen. Und nicht selten würde auch die Psyche unter einer überstandenen Blutvergiftung leiden. Je schneller und zuverlässiger ein die Sepsis auslösender Erreger ermittelt wird, desto besser sind auch die Behandlungschancen. Vor diesen Hintergrund beteiligt sich die BARMER an einem bundesweiten Innovationsfonds-Projekt unter Leitung des Universitätsklinikums Essen namens „DigiSep“. Als Studienzentrum nimmt in Mecklenburg-Vorpommern die Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie an der Universitätsmedizin Rostock am Projekt teil.
Service für Redaktionen
Daten zur Sepsis im Morbiditäts- und Sozialatlas des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung: https://www.bifg.de/atlas/sepsis-sirs
Bundesweites Innovationsfonds-Projekt „DigiSep“ unter Beteiligung der BARMER zur digitalen Erregerbestimmung bei einer Sepsis: www.digisep.de