Schwerin, 4. April 2019 – Ist eine gute medizinische Versorgung vom Wohnort abhängig? Wie greifen ambulante und stationäre Versorgung ineinander? Diese Fragestellungen wurden beim diesjährigen Norddeutschen Dialog der Barmer, der gestern in Lübeck stattfand, diskutiert.
Sowohl bei Hausärzten als auch bei vielen Facharztgruppen steigt der Anteil älterer Mediziner. So sind aktuell 28 Prozent der Hausärzte in Mecklenburg-Vorpommern 60 Jahre und älter. Bei den Fachärzten und Psychotherapeuten sind es 22 Prozent. Nachfolger für Ärzte zu finden, die in den Ruhestand gehen, gestaltet sich zunehmend schwieriger. Insbesondere in ländlichen Regionen wird das zum Problem werden. „Wer als Arzt definitiv nicht aufs Land möchte, da gibt es keine Summe, die man ihr oder ihm dafür zahlen könnte“, so das Statement von Anna Kunow, Medizinstudentin an der Uni Greifswald. Sprach sie stellvertretend für eine Generation junger Ärzte?
Mit Modellprojekten den ländlichen Raum attraktiver werden lassen
„Es müssen passgenaue Lösungen gefunden werden, die den Bedürfnissen einer jungen Ärztegeneration gerecht werden und infrastrukturelle Defizite beseitigen. So wollen angehende Mediziner heute nicht mehr vorrangig eine eigene Praxis betreiben, sondern setzen mehr auf eine ausgewogene Work-Life-Balance. Wir müssen Phantasie für neue Lösungen entwickeln und als Akteure im Gesundheitswesen mutiger werden“, sagte Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der Barmer in Mecklenburg-Vorpommern. Regionale Versorgungsverbünde mit angestellten Ärzten könnten ländliche Regionen für Ärzte attraktiver machen, so ein Ergebnis der Diskussion.
„Wir müssen die verkrusteten Strukturen aufbrechen und neue Versorgungs-arten in der medizinischen Versorgung denken“, unterstütze Stefan Sternberg, Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim, die Idee innovativer Modellprojekte. Nur durch flexible Lösungen könne der ländliche Raum für Mediziner attraktiver und damit die Infrastruktur sichergestellt werden.