Neubrandenburg, 12. Juni 2019 – Eine Spritztour mit dem Motorrad machen, Kegeln spielen oder eine flotte Sohle aufs Parkett legen – mit diesen Aktivitäten können Seniorinnen und Senioren des pflegetherapeutischen Zentrums pro-persona.care in Neubrandenburg seit gestern ihren Alltag bereichern. Möglich machen es die computerbasierten Trainingsprogramme der MemoreBox.
Die therapeutischen Videospiele sollen helfen, die körperlichen und geistigen Fähigkeiten von Pflegebedürftigen zu fördern und ihre Lebensqualität zu verbessern. „Viele unserer Klienten leiden unter Demenz. Unser Ziel ist es, ihre alltagspraktischen Fertigkeiten und damit ihre Selbstständigkeit zu erhalten und zu fördern. Dafür ist die MemoreBox ein wertvolles Therapieinstrument“, sagt Gerd Bekel, Geschäftsführer bei pro-persona.care. Das innovative Präventionsprojekt passe sehr gut zum Konzept des Hauses, wonach insbesondere neue Ansätze in der Demenztherapie angewandt werden.
In einem zweijährigen Modellprojekt hat die Barmer die Spielekonsole in Pflegeeinrichtungen in Berlin und Hamburg getestet. Die wissenschaftlichen Ergebnisse sind bemerkenswert: Die Stand- und Gangsicherheit der Teilnehmenden wurde gefestigt, Motorik-, Ausdauer und Koordinationsfähigkeiten verbesserten sich und die sozialen Bindungen untereinander konnten gestärkt werden. Die guten Ergebnisse aus der Pilotphase waren für die Krankenkasse Anlass, die digitalen Gesundheitstrainings in Pflegeeinrichtungen in allen Bundesländern einzusetzen. In Mecklenburg-Vorpommern kommt die MemoreBox derzeit neben Neubrandenburg in drei weiteren Einrichtungen zum Einsatz: In Greifswald, Schwerin und Kalsow bei Wismar profitieren Pflegebedürftige vom digitalen Gesundheitstraining. „Wir freuen uns sehr, dass es das Angebot jetzt hier vor Ort gibt. Die Versorgung von Demenzkranken in der Region kann so entscheidend verbessert werden“, so Gerd Bekel.
Singen und Tanzen als besondere Therapieform
In der Versorgung von Pflegebedürftigen sind die Videospiele eine echte Bereicherung. „Menschen jeden Alters haben einen natürlichen Spieltrieb. Jeder, der einmal mit der MemoreBox gespielt hat, weiß, wie viel Spaß es macht“, erklärt Bernd Hoffmann von der Barmer in Neubrandenburg. Auch die Musik als begleitendes Element der Spielekonsole hat positive Effekte. In der Demenzforschung wird Singen und Tanzen bewusst eingesetzt, um das Erinnerungsvermögen von Erkrankten zu stärken und leichte Demenzsymptome zu lindern. „Es ist schön zu sehen, wieviel Freude die Spielenden besonders beim Tanzen oder dem Karaoke haben. So verbindet sich Spiel und Spaß mit Bewegung und Therapie“, sagt Hoffmann.
Wissenschaftliche Entwicklung und Begleitung
Entwickelt wurde die Spielekonsole von der Hamburger Firma Retro Brain R&D GmbH. Die verschiedenen Module wie Kegeln, Tischtennis oder Tanzen werden mittels Gesten lebensnah gesteuert. „Innovativ ist, dass für die Steuerung kein Kontroller oder Ähnliches in der Hand gehalten und bewegt werden muss. Ein Kamerasensor erfasst schon sehr leichte Bewegungen der Spielenden. Auf diese Weise wird ein niedrigschwelliger Zugang zu den Programmen gewährt“, erklärt Jens Brandis, Projektmanager Key Account bei RetroBrain. Es kann zudem im Stehen oder Sitzen, z.B. auch im Rollstuhl, gespielt werden.