Schwerin, 20. Februar 2025 – In Mecklenburg-Vorpommern ist der Anteil der vollständig grundimmunisierten Kinder am höchsten. Dies geht aus dem aktuellen Arzneimittelreport der Barmer hervor, bei dem Impfquoten von Kindern bis zum sechsten Lebensjahr untersucht werden. Demnach wiesen rund 66 Prozent der zweijährigen Kinder im Jahr 2022 eine vollständige Grundimmunisierung durch Impfungen auf. Damit ist der Anteil hierzulande fast doppelt so hoch wie in Sachsen. Hier lag der Anteil bei knapp 37 Prozent.
Dennoch Masernschutz in MV bleibt unzureichend
Der Masernschutz bei Kindern bleibt in Mecklenburg-Vorpommern trotz Einführung der Impfpflicht im Jahr 2020 hinter den angestrebten Zielen zurück. So haben im Jahr 2022 rund 85 Prozent der Zweijährigen in Mecklenburg-Vorpommern den vollständigen Masernimpfschutz erhalten. Bei den sechsjährigen waren es im selben Jahr knapp 92 Prozent. Um eine Herdenimmunität zu erreichen, ist jedoch eine Immunisierungsrate von mindestens 95 Prozent notwendig. „Die Masernimpfpflicht hat zwar die Impfquote gesteigert, aber das angestrebte 95 Prozent-Ziel nach wie vor in allen Bundesländern verfehlt. Um dies zu erreichen, sind weitere Schritte erforderlich wie etwa zielgerichtete Impfkampagnen und eine intensivere Aufklärung, um Vorbehalte gegen Impfungen auszuräumen“, sagt Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der Barmer Mecklenburg-Vorpommern. Bislang sei es nicht gelungen, eine flächendeckende Herdenimmunität zu gewährleisten. Dies erschwere die Bekämpfung der hochinfektiösen Krankheit erheblich. Eine Herdenimmunität sei entscheidend, um nicht nur geimpfte Menschen, sondern auch jene zu schützen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen könnten.
Mehr als drei Prozent ohne Masernimpfschutz
Im Jahr 2022 waren etwas mehr als drei Prozent der in 2020 geborenen Kinder in Mecklenburg-Vorpommern ohne jeglichen Masernimpfschutz. Damit hat sich der Anteil der gegen Masern ungeschützten Kindern im Vergleich zu den im Jahr 2016 geboren Kindern in Mecklenburg-Vorpommern um mehr als 65 Prozent verringert. Dennoch: „Impflücken gefährden die Gesundheit unserer Kinder, außerdem schwächen sie den Schutz für alle“, so Kutzbach. Rund 12 Prozent der in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2020 geborenen Kinder haben einen unzureichenden Masernimpfschutz. Sie haben nur eine, der erforderlichen zwei Impfdosen erhalten.
Zahlreiche ungeimpfte Kleinkinder
Nach den Ergebnissen des Arzneimittelreports gibt es immer noch Kinder, die in den ersten beiden Lebensjahren komplett ungeimpfte sind. Hierzulande betrifft dies etwa 2 Prozent der im Jahr 2020 geborenen Kinder, hochgerechnet etwa 250. „Es ist alarmierend, dass immer noch so viele Kinder keinerlei Impfschutz haben. Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass Impfungen sehr viel geringere Komplikationen aufweisen, als die Erkrankungen selbst. Moderne Impfstoffe sind in der Regel gut verträglich und Komplikationen treten nur sehr selten auf“, so der Barmer- Landeschef.
Impfquoten bei weiteren Infektionskrankheiten
Neben dem Masernschutz liefert der Arzneimittelreport auch Daten zu den Impfquoten bei anderen von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Schutzimpfungen. So zeigen die Daten etwa, dass bis zum Ende des zweiten Lebensjahres bei den Impfungen ohne Impfpflicht, wie Diphtherie, Keuchhusten, Polio, Hepatitis B, Impfquoten zwischen 82 und rund 85 Prozent erreicht werden. Mit mehr als 89 Prozent gab es in Mecklenburg-Vorpommern die höchste Impfquote bei der Impfung gegen Menningokokken C. „Zentrales Ergebnis der Analysen ist, dass die angestrebten Impfquoten für die 13 empfohlenen Impfungen zur Grundimmunisierung bei keiner Impfung erreicht werden, auch nicht für Masern nach Einführung der Impfpflicht. 521 Masernfälle und ein Todesfall in den ersten beiden Monaten des Jahres 2024 in England zeigen noch einmal, dass ohne Erreichen der Herdenimmunität massive Ausbrüche von Masernerkrankungen jederzeit möglich sind“, sagt Kutzbach.
Das ePaper zur Studie finden Sie hier: bifg - BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung