Schwerin, 29. Dezember 2021 – In Mecklenburg-Vorpommern und Bremen gibt es über 50 Prozent mehr alkoholkranke Menschen als im Bundesschnitt. Das geht aus einer Auswertung des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor. Demnach diagnostizierten Ärztinnen und Ärzte im vergangenen Jahr in Mecklenburg-Vorpommern bei 21 und in Bremen sogar bei 22 je 1.000 Personen eine Alkoholabhängigkeit. Der Bundesschnitt lag bei 14 je 1.000. Die geringsten Prävalenzen gab es in Rheinland-Pfalz mit 11 je 1.000 Personen. „Die massiven regionalen Unterschiede bei der Alkoholabhängigkeit sind rein medizinisch nicht erklärbar. Hier dürften auch sozio-demographische Faktoren eine Rolle spielen“, sagt Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der BARMER in Mecklenburg-Vorpommern.
Babyboomer besonders häufig alkoholabhängig
Wie aus der BARMER-Auswertung weiter hervorgeht, waren im vergangenen Jahr in Deutschland 820.000 Männer und 329.000 Frauen erwiesenermaßen alkoholabhängig. Dabei sind vor allem Menschen in der zweiten Lebenshälfte betroffen gewesen. So waren unter den 55- bis 60-jährigen Männern zuletzt rund 131.000 alkoholabhängig und knapp 51.000 Frauen in derselben Altersgruppe. „Alkoholismus manifestiert sich in der Regel über viele Jahre und kommt vor allem in der Generation der Babyboomer der 50er- und 60er-Jahre vor. Neben individuellen Gründen und Schicksalsschlägen mag auch die Sozialisation eine Rolle spielen. Alkohol hatte damals einen anderen Stellenwert, insbesondere in Zeiten des Wirtschaftswunders. Heute stehen in der Gesellschaft die Risiken viel stärker im Vordergrund“, sagt Kutzbach. Gleichwohl sei die Zahl der Menschen mit der Diagnose Alkoholabhängigkeit in den vergangenen fünf Jahren von 1,09 auf 1,15 Millionen Betroffene gestiegen, wobei es vom Jahr 2019 auf 2020 einen minimalen Rückgang gegeben habe. Dieser lasse sich mutmaßlich auf die Corona-Pandemie zurückführen und die Tatsache, dass weniger Menschen ärztliche Hilfe in Anspruch genommen hätten. Dadurch seien einige Fälle auch unentdeckt geblieben.
Weitere Informationen und interaktive Grafiken zu dem Thema stehen auf der Homepage des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung bereit unter: https://www.bifg.de/Y925QD/.