Oberarm eines Mädchens mit hautfarbenem Heftpflaster
Pressemitteilung BARMER Mecklenburg-Vorpommern

Massiver Rückgang der HPV-Impfungen in M-V

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Schwerin, 13. November 2024 – Viele Heranwachsende in Mecklenburg-Vorpommern sind trotz STIKO-Empfehlung nicht oder nur unzureichend gegen das humane Papillomvirus (HPV) geimpft. Das zeigt eine Analyse im aktuellen Barmer Arzneimittelreport, bei der Versichertendaten der Kasse ausgewertet worden sind. Demnach sind fast 30 Prozent (28,2 Prozent) der Mädchen und jungen Frauen im Land nicht vollständig gegen HPV immunisiert. Bei den Jungen (bis 13 Jahren) fällt der Anteil ohne entsprechenden Schutz mit 61,9 Prozent noch höher aus. „Das humane Papillomavirus ist für die Hälfte aller virusbedingten bösartigen Tumore und für fast 100 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. Eine HPV-Impfung kann diese Krebserkrankung verhindern und damit Todesfälle vermeiden“, sagt Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der Barmer in Mecklenburg-Vorpommern. Umso alarmierender sei, dass die Rate der jährlich Geimpften bundesweit zum Ende der Corona-Pandemie hin massiv eingebrochen sei. Vor allem vom Jahr 2021 zum Jahr 2022 habe die Impfaktivität nachgelassen. In diesem Zeitraum sei die Rate bei den Mädchen und jungen Frauen in Mecklenburg-Vorpommern um 32,2 Prozent, bei den Jungen und jungen Männern sogar um 43,1 Prozent gesunken. Grund für den Rückgang sei möglicherweise fehlendes Wissen über die Wichtigkeit der HPV-Impfung. 

Auch Jungen profitieren von Schutzwirkung der Impfung 

In Mecklenburg-Vorpommern gehört Gebärmutterhalskrebs nach Brust-, Haut- und Darmkrebs zu den häufigsten Tumorerkrankungen bei Frauen. Dabei wird Gebärmutterhalskrebs fast immer durch eine HPV-Infektion verursacht und ist daher durch Impfung vermeidbar, so Henning Kutzbach. Auch Jungen und Männer könnten, wenn auch deutlich seltener als Frauen, an HPV-bedingten Krebsarten wie Anal- oder Rachenkrebs erkranken oder sich durch HPV mit einer Geschlechtskrankheit infizieren. Sie seien zudem potenzielle Überträger von HPV. Durch die Impfung würden sie deshalb nicht nur sich selbst, sondern auch Partnerinnen oder Partner vor Ansteckung schützen. Empfehlenswert sei deshalb, dass Eltern ihre Kinder, egal welchen Geschlechts, gemäß STIKO bereits ab dem Alter von neun Jahren impfen lassen würden.

Mecklenburg-Vorpommern bei Impfquoten bundesweit auf Platz zwei 

Wie aus dem Barmer Arzneimittelreport weiter hervorgeht, gibt es bei den HPV-Impfquoten deutliche regionale Unterschiede. Spitzenreiter ist Sachsen-Anhalt. Hier sind 75,7 Prozent der Mädchen und jungen Frauen vollständig geimpft. Dem folgen Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg mit einer Impfquote von 71,8 beziehungsweise 71,5 Prozent. Die niedrigsten Quoten gibt es in Bayern, Bremen und Baden-Württemberg mit 51,3 beziehungsweise 54,2 und 55,2 Prozent. „Zwar schneidet Mecklenburg-Vorpommern im bundesweiten Vergleich bei den HPV-Impfungen gut ab, dennoch sind fast ein Drittel der Mädchen und jungen Frauen nicht ausreichend geschützt“, sagt Kutzbach. Auch bei den Jungen (bis 13 Jahren) fiele die Impfquote im Land mit 38,2 Prozent höher aus als anderswo. Es bestehe dennoch Nachholbedarf. „Über die Risiken einer HPV-Infektion und die Schutzwirkung der Impfung aufzuklären, bleibt eine wichtige Aufgabe“, so Kutzbach. Neben der Aufklärungsarbeit der Kasse brauche es dringend gesamtgesellschaftliche Ideen und Angebote.

Zusätzliche Früherkennungsuntersuchung bis zehn Jahre sinnvoll 

Um die Akzeptanz und Sensibilität für die HPV-Impfung weiter zu steigern, wäre aus Sicht der Barmer die Einführung einer zusätzlichen Kindervorsorgeuntersuchung im Alter von neun bis zehn Jahren (U10) sinnvoll. Diese könnte zum Anlass genommen werden, unter anderem den Impfstatus zu überprüfen sowie über den Nutzen und die Risiken fehlender Impfungen aufgeklärt würde. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) prüfe derzeit die Einführung der Untersuchung U10 als Regelleistung. „Ein Erinnerungssystem für nicht und unvollständig HPV-Geimpfte kann zusätzlich helfen, die Impfquote zu erhöhen“, so Kutzbach. Krankenkassen könnten mit Blick auf die Impfung eine wichtige Erinnerungsfunktion übernehmen. In den Routinedaten ließen sich die bis zum zwölften Lebensjahr noch ungeimpften Kinder identifizieren und rechtzeitig über diese Impfung informieren. Dies sei eine wichtige Ressource vor dem Hintergrund sinkender Impfquoten.

Mehr zur HPV-Impfung unter: www.barmer.de/s000099