Schwerin, 28.04.2020 – Trauriger Spitzenwert im Nordosten: Mit 22,1 Krankheitstagen fehlten Erwerbstätige aus Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2019 so lange wie in keinem anderen Bundesland. Das geht aus einer aktuellen Auswertung der Barmer hervor.
„Es ist erschreckend, dass die Fehlzeiten im Nordosten um mehr als 20 Prozent über dem Bundesschnitt von 18,2 Krankheitstagen liegen“, sagt Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der Barmer in Mecklenburg-Vorpommern. Warum Arbeitnehmer hier überdurchschnittlich lange krankgeschrieben sind, ließe sich jedoch nicht pauschal beantworten. „Es gibt für regionale Besonderheiten bei der Arbeitsunfähigkeit verschiedene Gründe, zumal die Fehlzeiten auch unter den Städten und Landkreisen variieren“, so Kutzbach. Demnach blieben Erwerbstätige aus Schwerin und Umgebung im Schnitt 19,9 Tage krankheitsbedingt dem Job fern. In Demmin waren es 24,2 Tage und in Parchim sogar 24,7 Tage.
Moderate Grippewelle im Vorjahr, Corona-Krise in diesem Jahr
Atemwegserkrankungen waren im Vorjahr der häufigste Grund für eine Krankschreibung. Unter Grippe, Husten oder einem grippalen Infekt litt jede zweite Frau und jeder dritte Mann aus Mecklenburg-Vorpommern. Rein statistisch blieb jeder Beschäftigte deswegen drei Tage der Arbeit fern. „Bei den Atemwegsleiden haben wir im Vergleich zum Vorjahr einen leichten Rückgang, da die Grippewelle in der letzten Saison relativ milde verlief“, so Henning Kutzbach. In diesem Jahr sähen die Zahlen aufgrund der Corona-Pandemie vermutlich ganz anders aus. Eine aktuelle Analyse zeigt, dass sich die Krankschreibungen wegen Atemwegsproblemen bei der BARMER bundesweit im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt hätten. Kutzbach: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass die ohnehin schon hohen Fehlzeiten im Nordosten dieses Jahr nochmal höher ausfallen.“
Männer leiden häufig unter „Rücken“, Frauen unter Depressionen
Lange Fehlzeiten verursachten im letzten Jahr vor allem Muskel-Skelett-Erkrankungen. Hierunter fallen erfahrungsgemäß oftmals Rückenschmerzen. Jeder männliche Beschäftigte war damit rein statistisch gesehen 5,1 Tage, und damit 25 Prozent länger als der Bundesdurchschnitt, krankgeschrieben. Ebenfalls lange Fehlzeiten im Land verursachten Depressionen, Angststörungen oder andere psychische Erkrankungen. Besonders betroffen waren hierzulande weiblichen Beschäftigte mit jeweils 5,7 Krankheitstagen. „Die Zahlen zeigen, wie wichtig es ist, auf die körperliche und seelische Gesundheit zu achten“, stellt Kutzbach fest. Die Barmer biete hierfür Online-Kurse zu den Themen Bewegung, Ernährung und psychische Gesundheit an. Damit könne man von zu Hause aus etwas für sein Wohlbefinden tun.
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Der Krankenstand in MV lag im Jahr 2019 bei 6 Prozent. Demnach fehlten an einem Tag jeweils 60 von 1.000 Beschäftigten im Land. Bundesweit betrug der Krankenstand knapp 5 Prozent.
Die Betroffenheits- oder auch AU-Quote lag in MV bei 61,5 Prozent. Von den weiblichen Beschäftigten waren rund 65 Prozent wenigstens einmal krankgeschrieben, bei den männlichen Angestellten waren es 58,5 Prozent.
- Krankheiten des Atmungssystems (39 Fälle je 100 Versicherte)
- Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems (22 Fälle je 100 Versicherte)
- Krankheiten des Verdauungssystems (17 Fälle je 100 Versicherte)
- Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems (4,95 AU-Tage je Versicherten)
- Psychische und Verhaltensstörungen (4,05 AU-Tage je Versicherten)
- Krankheiten des Atmungssystems (2,94 AU-Tage je Versicherten)
Von 2012 bis 2019 haben die Fehlzeiten von Erwerbstätigen aus Mecklenburg-Vorpommern um knapp 10 Prozent zugenommen. Von 2018 auf 2019 ist ein minimaler Rückgang um 0,1 Prozentpunkte zu verzeichnen. Die Fehlzeiten im Land haben die Bundeswerte in den letzten Jahren regelmäßig um 20 Prozent überschritten.