Schwerin, 06. März 2024 – Essstörungen wie Magersucht, Binge-Eating oder Bulimie werden oft in Verbindung mit jungen Mädchen gebracht. Eine Analyse im Morbiditäts- und Sozialatlas des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) zeigt, dass auch junge Männer in Mecklenburg-Vorpommern immer häufiger von Essstörungen betroffen sind. Vor allem bei Männern im Alter von 18 bis 29 Jahren ist ein Anstieg derartiger Erkrankungen festzustellen. So wurde im Jahr 2018 bei 1,2 von 1.000 Männern dieser Altersgruppe eine Essstörung erfasst. Bis zum Jahr 2021 verdoppelte sich die Rate nahezu auf 2,3 Betroffene je 1.000. Damit liegt die Betroffenheit unter den 18- bis 29-jährigen Männern im Nordosten um 55 Prozent über dem Bundesschnitt (1,5 Betroffene je 1.000). Essstörungen gehören zu den psychosomatischen Erkrankungen und haben einen Suchtfaktor. In mehr als der Hälfte der Fälle leiden die Betroffenen zugleich an Depressionen. „Für Menschen, die unter einer Essstörung leiden, ist es oftmals nicht leicht, sich die Krankheit einzugestehen und Hilfe zu suchen“, sagt Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der BARMER in Mecklenburg-Vorpommern. Er gehe deshalb von einer hohen Dunkelziffer aus.
Höchste Betroffenheit bei junge Frauen im Alter von 12 bis 17 Jahren
Alters- und geschlechtsübergreifend litten im Jahr 2021 in Mecklenburg-Vorpommern 3,3 von 1.000 Menschen an einer Essstörung. Der Anstieg derartiger Erkrankungen fällt bei den jungen Männern im Land deutlich stärker aus. Dennoch ist die Betroffenheit unter den jungen Frauen insgesamt größer. So waren im Jahr 2021 von den Frauen im Alter von 18 bis 29 Jahren 10,35 von 1.000 von einer Essstörung betroffen (Männer: 2,3 je 1.000). Die höchste Rate landesweit wurde bei Mädchen und jungen Frauen im Alter von 12 bis 17 Jahren mit 10,42 Betroffenen je 1.000 festgestellt. „Es ist wichtig, negative Veränderungen im Essverhalten bei jungen Menschen rechtzeitig zu erkennen und zu handeln“, sagt Kutzbach. Denn Essstörungen könnten langfristige Gesundheitsprobleme wie verminderte Knochendichte, Herz-Kreislauf-Probleme, Störungen der Nierenfunktion und viele weitere hervorrufen. Hilfe und Rat gäbe es für Betroffene, aber auch beispielsweise für Eltern, in der Kinder- oder Hausarztpraxis. Eine gute Anlaufstelle seien auch Selbsthilfegruppen in der Region.