Schwerin, 23.01.2019 – Depressionen, Verhaltensstörungen und Panikattacken sind dafür verantwortlich, dass Kinder und Jugendliche vergleichsweise viele Tage stationär behandelt worden sind. Das ist ein Ergebnis des aktuellen Krankenhausreports der Barmer.
So lag die Verweildauer von Jungen im Alter von zehn bis 14 Jahren, die wegen einer psychischen Erkrankung im Krankenhaus waren, bei 36 Tagen im Jahr 2017. Bei den gleichaltrigen Mädchen waren es 31 Tage. Im Vergleich: Durchschnittlich 23 Tage verbrachten Mecklenburger und Vorpommern im gleichen Jahr aufgrund psychischer Leiden im Krankenhaus.
„Die therapeutische Behandlung von Kindern und Jugendlichen dauert in der Regel länger als die von Erwachsenen“, weiß Dr. med. Christian Haase, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an den Schweriner Helios-Kliniken. „Werden junge Menschen bei uns etwa wegen psychogener Störungen behandelt, muss das ganze System betrachtet werden. Wir arbeiten dann oftmals familientherapeutisch, beziehen Eltern und Geschwister oder andere relevante Bezugspersonen mit ein“, so Haase.
Psychotherapie braucht Zeit
Ein weiterer Unterschied bestehe darin, dass junge Menschen vorzugsweise psychotherapeutisch behandelt werden würden. Auf Medikamente würde man, soweit möglich, verzichten. „Eine Therapie dieser Art braucht vor allem Zeit“, erklärt Christian Haase, der nicht nur Mediziner, sondern auch Diplom-Psychologe ist. So blieben Kinder und Jugendliche bei ihnen aktuell im Schnitt 34,4 Tage. Damit habe die Verweildauer in ihrer Kinder- und Jugendpsychiatrie in den letzten Jahren um bis zu 70 Prozent abgenommen. Der Grund dafür ist laut Haase das gewachsene tagesklinische Angebot, das eine umfassende ambulante Versorgung möglich macht.
Eine umfassende und vor allem schnellstmögliche Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen ist aus Sicht der Barmer sehr wichtig. „Im Kinder- und Jugendalter werden entscheidende Weichen für das spätere berufliche wie private Leben gestellt. Deshalb sind Angebote wichtig, die junge Menschen frühzeitig erreichen, bei denen Depressionen oder Angstzustände ausgebrochen sind“, erklärt Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der Barmer in Mecklenburg-Vorpommern.
Psychotherapeutische Sprechstunde als niedrigschwelliges Angebot
Um einen niedrigschwelligen Zugang zur Psychotherapie zu gewährleisten, ist seit April 2018 die psychotherapeutische Sprechstunde verpflichtend. „Hier werden Patienten kurzfristig beraten und Psychotherapeuten können diagnostisch abklären, ob eine psychische Erkrankung vorliegt, Behandlungsbedürftigkeit besteht und mit einer Akutbehandlung in psychischen Krisen rasch helfen“, erklärt Henning Kutzbach. Eltern, die Sorge haben, dass ihr Kind depressiv ist oder unter einer anderen psychischen Erkrankung leidet, sollten sich an den Kinderarzt oder einen Psychotherapeuten im Rahmen der psychotherapeutischen Sprechstunde wenden, rät der Barmer-Landeschef.