Ikonografische Abbildung vitruvianischer Mensch
Pressemitteilung der BARMER Mecklenburg-Vorpommern

BARMER Gesundheitsreport – Ungleichbehandlung für sie, für ihn, für alle 

Lesedauer unter 4 Minuten

Schwerin, 01. November 2022 – Frauen und Männer aus Mecklenburg-Vorpommern sind nicht nur unterschiedlich krank, sie fehlen auch aus unterschiedlichen Gründen krankheitsbedingt im Job. So haben Männer in jungen Jahren dreifach höhere Fehlzeiten aufgrund von Verletzungen und ebenso signifikant höhere Fehlzeiten bei Herzerkrankungen im Alter. Dagegen entfallen bei weiblichen Beschäftigten die meisten Krankentage auf eine psychische Diagnose. Vor allem jüngere Frauen fehlen im Schnitt mehr als doppelt so lange wie ihre männlichen Altersgenossen aufgrund einer psychischen Erkrankung. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport der BARMER hervor, der in diesem Jahr die Gesundheit von Versicherten geschlechtersensibel auswertet und dabei Unterschiede in der Gesundheit von Frauen und Männern in den Fokus rückt. „Die medizinische Versorgung orientiert sich zumeist noch an Standardmodellen, die mit Männern mittleren Alters durchgeführt wurden. Die Themen Gesundheit und Prävention werden hingegen oftmals bei Frauen verortet. Beides sollte sich im Sinne einer guten Versorgung ändern“, fordert Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der BARMER in Mecklenburg-Vorpommern. 

Geschlechtssensible Sichtweisen sind wichtig 

Geschlechtsspezifische Unterschiede seien relevant für Prävention, Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen. So fehlten Frauen aus Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2021 mit im Schnitt 23,4 Krankentagen deutlich häufiger als Männer (19,9 Krankentage). Frauen seien aber auch eher geneigt, bei körperlichen oder seelischen Beschwerden medizinische oder psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch Vorsorgeuntersuchungen nehmen sie deutlich öfter wahr. „Männer werden hingegen oft als Vorsorgemuffel oder gar Gesundheitsignoranten angesehen. Hier fehlt oftmals eine geschlechtersensible Ansprache, um Männer für Gesundheitsthemen zugänglicher zu machen“, erklärt Henning Kutzbach. Generell müsse bei Präventionsangeboten und der Gesundheitsversorgung die Unterschiede zwischen den Geschlechtern noch besser berücksichtigt werden. „Für eine bestmögliche Versorgung aller“, so Kutzbach. 

Geschlechtstypische Erkrankungen 

Laut BARMER Gesundheitsreport sind bei jüngeren Männern im Nordosten vor allem Hand-, Fuß- und Knieverletzungen auffällig. „Viele Fehlzeiten mit einer verletzungsrelevanten Diagnose könnten damit zusammenhängen, dass Männern einerseits häufiger in handwerklichen Berufen tätig sind, anderseits auch eine größere Risikobereitschaft zeigen“, sagt Henning Kutzbach. Die Differenz der Fehlzeiten zwischen den Geschlechtern nähme zwar mit zunehmenden Alter ab. Jedoch lägen die Krankentage aufgrund von Verletzungen auch bei männlichen Beschäftigten ab 50 Jahren noch immer deutlich höher als bei den weiblichen Beschäftigten. Dem gegenüber gebe es bei Frauen deutlich mehr Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen, wie Depressionen, Anpassungs- oder Angststörrungen. „Frauen sind häufiger als Männer in Berufen mit engem Kontakt zu Menschen tätig, beispielsweise in der Kranken- und Altenpflege sowie der Kinderbetreuung. Sie helfen, pflegen und betreuen junge, alte oder kranke Menschen. Auch tragen Frauen in den Familien oftmals noch immer die Hauptlast bei der Kinderbetreuung. Vor allem berufstätige Frauen haben dadurch eine Doppelbelastung. Das kostet auch seelisch sehr viel Kraft“, so der BARMER-Landeschef.

Kreislauferkrankungen und Krebsdiagnosen bei älteren Beschäftigten  

Im höheren Erwerbsalter sorgten vor allem Krankheiten des Kreislaufsystems wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder koronare Herzerkrankungen für lange Fehlzeiten. Laut Analyse treten diese Erkrankungen im fortschreiten-dem Alter zwar bei beiden Geschlechtern gehäuft auf. Männer ab 50 Jahren fehlen mit einer entsprechenden Diagnose jedoch mehr als doppelt so lange wie Frauen derselben Altersgruppe. Bei weiblichen Beschäftigten nehmen im mittleren und höheren Erwerbsalter vor allem die Krankentage aufgrund von Krebserkrankungen zu. So lagen die Fehltage wegen Neubildungen bei Frauen ab 50 Jahren mehr als zehnmal höher als bei jüngeren Frauen bis 30 Jahre. Alters- und geschlechtsübergreifend war die Diagnose Brustkrebs mit Abstand für die meisten Fehltage aufgrund einer Neubildung verantwortlich. „Zwar sind zum überwiegenden Teil Frauen von Brustkrebs betroffen, jedoch können auch Männer daran erkranken“, sagt Kutzbach. Medizinische Versorgung müsse auch spezifische Krankheitsbilder und deren geschlechtsspezifische Symptome in den Fokus rücken.  

BARMER fordert die Ungleichbehandlung für alle

Als wichtiger Akteur des Gesundheitswesens sieht sich auch die BARMER selbst in Fragen der Gendermedizin gefordert. „Als gesetzliche Krankenkasse gehört es für uns zur Kernarbeit, die Menschen geschlechtsspezifisch und individueller anzusprechen“, so Kutzbach. Im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung unterstütze die BARMER Unternehmen und berate zu passgenauen sowie zielgruppenspezifischen Gesundheitsmodulen, die die Beschäftigten bedarfsorientiert erreichen. Um dem Thema Gendermedizin mehr Gehör zu verschaffen, initiierte die BARMER im vergangenem Jahr eine Kampagne unter dem Hashtag ‚Ungleichbehandlung‘

Geschlechtersensible Versorgung durch Datenanalysen voranbringen

Gendermedizin steht auch im Fokus des Arbeitskreises Gender & Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern. Ziel des Arbeitskreises ist es, eine geschlechter-sensible und -differenzierte Betrachtungsweise von Gesundheitsförderung, Prävention und Versorgung im Gesundheitswesen voranzubringen. In Fachforen, Workshops, Seminaren und auf Konferenzen sowie durch die Mitarbeit in politischen Gremien sensibilisieren die Mitarbeitenden des Arbeitskreises für eine geschlechtersensible medizinische Versorgung. „Gesundheitsberichterstattungen sind erforderlich, um den gesundheitlichen Zustand der Bevölkerung einschätzen zu können. Dabei ist die geschlechtsspezifische Analyse von Arbeitsunfähigkeitsdaten eminent wichtig, um gezielt Maßnahme der Gesundheitsförderung und Prävention durchführen zu können“, erklärt Dr. Peter Kupatz vom Arbeitskreis Gender & Gesundheit M-V. Auswertungen wie im BARMER Gesundheitsreport seien dafür grundlegend und richtungsweisend.

Der BARMER Gesundheitsreport sowie dazu gehörige interaktive Grafiken können online abgerufen werden unter: www.bifg.de/JY92578.
Mehr über die BARMER Kampagne #Ungleichbehandlung erfahren Sie unter: www.barmer.de/ungleichbehandlung

Kontakt für die Presse:

Franziska Sanyang
Pressesprecherin Barmer Mecklenburg-Vorpommern
Telefon: 0800 33 30 04 65 3340
E-Mailpresse.mv@barmer.de
Twitter: twitter.com/BARMER_MV