Schwerin, 09. Januar 2018 - Sie kommen ohne Ankündigung und ohne Bezug auf spezifische Situationen oder besondere Umstände: Angststörungen. Mehr als 100.000 Menschen in Mecklenburg-Vorpommern leiden unter wiederkehrenden schweren Angst- oder Panikattacken. Wie Auswertungen von Diagnosedaten der Barmer zeigen, wurde eine Angststörung im Jahr 2016 bei 6,69 Prozent der Versicherten im Land diagnostiziert.
Der Anteil betroffener Frauen liegt mit 8,89 Prozent deutlich über dem Anteil betroffener Männer (3,64 Prozent). Im Alter zwischen 55 und 70 Jahren wird die Diagnose am häufigsten gestellt.
Die Diagnoserate stieg unabhängig von Alter und Geschlecht innerhalb von vier Jahren von 2012 bis 2016 insgesamt um 20.6 Prozent an. Landesgeschäftsführer Henning Kutzbach hofft, dass sich die Situation durch die im letzten Jahr in Kraft getretene Psychotherapierichtlinie verbessert. „Neue Leistungen wie die psycho-therapeutische Sprechstunde, in der abgeklärt werden kann, ob eine Therapie benötigt wird oder eine Beratung ausreicht, helfen weiter“.
Die ebenfalls neu eingeführte Akutbehandlung kann zur Besserung psychi-scher Krisen beitragen und unterstützt die Patienten sofort. Henning Kutzbach: „So wird für eine Psychotherapie Zeit gewonnen und es eröffnen sich gegebenenfalls andere Behandlungsmöglichkeiten. Im besten Fall kann die Therapie abgeschlossen werden.“
Symptome, Ursachen, Therapie
Eine Angststörung macht sich vor allem durch körperliche Beschwerden bemerkbar. Dazu gehören plötzlich auftretendes Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungs- oder Schwindelgefühle. „Angststörungen werden nach aktuell vorherrschender Meinung durch verschiedene Faktoren verursacht oder ausgelöst, die erst im Zusammenwirken zum Ausbruch führen. Das können belastende Lebenssituationen oder Umweltereignisse sein. Hinzu kommt eine genetische oder eine psycho-soziale Disposition im Hinblick auf die Reaktion auf Belastungen, also wann die Belastungsgrenze überschritten wird“, erklärt Henning Kutzbach. Leiden Menschen unter einem ständigen Gefühl von Besorgtheit und Anspannung, spricht man von einer generalisierten Angststörung. „Spätestens dann ist eine Behandlung erforderlich, die in der Regel durch eine Psychotherapie und den Einsatz von Medikamenten erfolgt“, so Kutzbach.
Phobische Störungen
Im Gegensatz zu Angststörungen, die keinen Bezug auf spezifische Situationen oder besondere Umstände haben, werden phobische Störungen durch eindeutig definierte Situationen hervorgerufen. Furcht davor, das Haus zu verlassen, Geschäfte zu betreten, in Menschenmengen zu sein oder allein mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen können ebenso dazugehören wie beispielsweise Ängste in der Nähe zu bestimmten Tieren oder der Aufenthalt in geschlossenen Räumen.