Schwerin, 24.07.2018 – Durchschnittlich 31 Tage im Jahr können Beschäftigte in der Altenpflege krankheitsbedingt nicht arbeiten gehen. Mit 8,40 Prozent ist der Krankenstand der zweithöchste aller Berufsgruppen. Nur bei Bus- und Straßenbahnfahrer/innen liegen Arbeitsunfähigkeitstage (33 im Jahr) und Krankenstand (9,10 Prozent) höher. Dies zeigen die Auswertungen von Arbeitsunfähigkeitsdaten der erwerbstätigen Barmer-Versicherten aus dem Jahr 2017, die die Krankenkasse in ihrem Gesundheitsreport 2018 veröffentlicht hat.
Neben den Altenpflegeberufen sind auch die Krankenstände in den Kranken- und Fachkrankenpflegeberufen mit 7,25 und 7,35 Prozent in den TOP-10 der Krankenstandsstatistik zu finden. Dies bedeutet etwa 27 Arbeits-unfähigkeitstage im Jahr.
Viele Einflussfaktoren
„Die Belastungen in den Pflegeberufen sind hoch. Die politischen Bemühungen zur Ausbildung, Vergütung und für mehr Pflegekräfte sind sicherlich wichtige Schritte für eine Aufwertung und Entlastung in Sachen Zeit- und Termindruck. Bis Effekte spürbar werden, wird aber noch viel Zeit vergehen. Und diese Maßnahmen haben keinen Einfluss darauf, dass es häufig vor allem Faktoren wie Arbeitsbelastung und Arbeitsorganisation sind, die zu krankheitsbedingten Ausfällen führen. Belastend sind vor allen Dingen unregelmäßigen Dienste, Schicht-, Nacht- oder Bereitschaftsdienste. Wer ständig auf Abruf lebt, dass man wieder einmal einspringen muss und keine ausreichenden Erholungsphasen bekommt, der muss ja krank werden“, erläutert Barmer Landesgeschäftsführer Henning Kutzbach. Hohe Krankenstände seien dann ein Teufelskreis, der zu zusätzlichen Belastungen führe. Daher bedürfe es beschäftigten- und alternsgerechter Arbeitsbedingungen sowie verantwortungsvoller Führungsorganisation, um auf der einen Seite Gesundheit, Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten und auf der anderen Seite Produktivität und Arbeitsqualität zu fördern.
Betriebliche Gesundheitsförderung
Für Arbeitgeber wird es zunehmend wichtiger, sich um die Gesundheit, Zufriedenheit und Motivation ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kümmern. Aber in Kliniken und Pflegeeinrichtungen steht das betriebliche Gesundheitsmanagement noch längst nicht überall auf der Agenda. Zur unabdingbaren Zukunftssicherung gehört es jedoch, die Beschäftigungsfähigkeit aller Altersgruppen in der Belegschaft nachhaltig zu fördern. Zentrales Ziel ist dabei, dass die Beschäftigten ihren Beruf bei guter Gesundheit bis zum Ausstieg aus dem Berufsleben ausüben können. Um dies zu erreichen, will die Politik die betriebliche Gesundheitsförderung für Pflegekräfte in Krankenhäusern und Pflegeheimen gezielt fördern. Nach dem Entwurf des Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes sollen die Krankenkassen speziell für diese Berufsgruppen jährlich einen Euro pro Versicherten zur Verfügung stellen. „Die Stärkung der Betrieblichen Gesundheitsförderung in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ist ein unbestritten wichtiges Ziel. Da das Gesundheitsmanagement ein kontinuierlicher Kreislauf aus Analyse, Planung, Umsetzung und Überprüfung ist, müssen die Träger aktiv daran mitwirken und dauerhaft Ressourcen bereitstellen. Denn sonst stellen sich keine Erfolge ein“, erklärt der der Chef der Barmer in Mecklenburg-Vorpommern.