Schwerin, 26. Mai 2021 – Alkoholismus ist in Mecklenburg-Vorpommern keine Seltenheit. Mehr als 34.000 Menschen (2,1 Prozent) haben ein diagnostiziertes Alkoholproblem. Das geht aus ambulanten Abrechnungsdaten für das Jahr 2019 hervor. Dabei ist die Betroffenenrate hierzulande die bundesweit höchste. „In keinem anderen Bundesland ist der Anteil an Menschen mit Alkoholproblemen höher als in Mecklenburg-Vorpommern. Bedauerlicherweise gehört das Trinken von Alkohol, auch in großen Mengen, für viele nach wie vor dazu. Dabei wird oftmals vergessen, dass Alkoholkonsum zahlreiche Auswirkungen auf die körperliche und seelische Gesundheit haben und abhängig machen kann“, sagt Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der Barmer in Mecklenburg-Vorpommern. Besorgniserregend sei, dass im Nordosten auch immer mehr Menschen zur Flasche greifen: So ist die Zahl derjenigen, die ein diagnostiziertes Alkoholproblem haben, innerhalb von fünf Jahren (von 2014 bis 2019) um zehn Prozent angestiegen.
Männer viermal häufiger von Alkoholabhängigkeit betroffen als Frauen
Besonders alarmierend ist der problematische Alkoholkonsum von Männern. Während die Betroffenenrate der Frauen hierzulande mit 0,8 Prozent sogar etwas unter dem Bundesdurchschnitt (0,9 Prozent) liegt, ist sie bei den Männern deutlich erhöht. Bundesweit sind 2,4 Prozent der Männer alkoholabhängig. In Mecklenburg-Vorpommern liegt ihr Anteil mit 3,5 Prozent um 45 Prozent über dem Bundesschnitt. „Studien belegen, dass Männer doppelt so häufig von Alkoholproblemen betroffen sind wie Frauen. In Mecklenburg-Vorpommern sind sie es sogar viermal so oft. Ein Grund für vermehrte Alkoholabhängigkeit vor allem bei jüngeren Männern ist, dass sie oftmals einem gesellschaftlichen Rollenklischee entsprechen wollen“, erklärt Henning Kutzbach. Da sich eine Abhängigkeit schleichend entwickele, sei es für beide Geschlechter ratsam, den eigenen Alkoholkonsum stets kritisch zu hinterfragen. „Wer ein starkes Verlangen nach Alkohol hat oder ohne Alkohol Entzugserscheinungen verspürt, sollte dringend eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen“, so Kutzbach.
Suchtberatung kostenlos, anonym und auch digital möglich
Den Anstieg des problematischen Alkoholkonsums im Land sieht die Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen MV (LAKOST) mit großer Sorge. „Wir gehen davon aus, dass die Suchtproblematik in allen Bereichen aufgrund der Corona-Pandemie in den nächsten Jahren nochmal erheblich zunehmen wird“, sagt Birgit Grämke von der LAKOST. Bei vielen Menschen sei die Sozialkontrolle durch Kurzarbeit oder auch die Arbeit im Homeoffice in den letzten Monaten weggefallen. „Dadurch können sich ungesunde Trinkgewohnheiten eingeschlichen haben, die zunächst keinem Außenstehendem auffallen“, so Birgit Grämke. Wer bei einem Angehörigen eine Alkoholabhängigkeit vermute, könne sich an eine der Suchtberatungsstellen im Land wenden. „In den Suchtberatungsstellen bekommen Betroffene, aber auch deren Partner, Kinder oder andere Angehörige Unterstützung. Für eine Beratung braucht es keine ärztliche Überweisung und sie kann natürlich anonym durchgeführt werden“, sagt Grämke. Sie weise daraufhin, dass es auch die Möglichkeiten einer anonymen Online-Suchtberatung gebe. Weiteres dazu finde man auf der Webseite der LAKOST unter www.lakost-mv.de/suchtnavi.