Schwerin, 6. Juni 2024 – Sucht am Arbeitsplatz ist in Mecklenburg-Vorpommern keine Seltenheit. Das zeigt eine Auswertung im aktuellen BARMER Gesundheitsreport unter Erwerbspersonen im Alter von 15 bis 64 Jahren. Demnach lag bei 1,9 Prozent der Beschäftigten in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2021 eine diagnostizierte Alkoholabhängigkeit vor. Auf die Zahl der Erwerbspersonen im Land hochgerechnet entspricht das mindestens 14.300 Suchterkrankten. „Mit unseren Daten können wir nur die sprichwörtliche Spitze des Eisberges abbilden, denn höchstens zehn bis 15 Prozent aller Betroffenen suchen ärztliche Hilfe. Die Dunkelziffer von Alkoholismus unter Beschäftigten im Land dürfte noch viel höher liegen“, sagt Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der BARMER in Mecklenburg-Vorpommern. Anlässlich der Aktionswoche Alkohol appelliere Kutzbach an Arbeitgeber und Unternehmen, sich für Suchthilfe und -prävention einzusetzen. „Je eher Auffälligkeiten bei Mitarbeitenden wahrgenommen werden, desto besser kann geholfen werden“, so der BARMER-Landeschef. Auch aus wirtschaftlicher Sicht sei Suchtprävention sinnvoll, da es bei Alkoholsucht zu langen Arbeitsausfällen kommen könne. Im Schnitt dauerte eine Krankschreibung wegen Alkoholabhängigkeit im Land 53 Tage.
Jüngere Beschäftige immer häufiger alkoholabhängig
Die Auswertung im Gesundheitsreport zeigt weiterhin, dass der Anteil Suchterkrankter mit dem Alter steigt. Männer sind zudem viermal häufiger betroffen als Frauen. Demnach gab es den höchsten Anteil an Alkoholabhängigen im Land mit 5,6 Prozent unter den männlichen Beschäftigten im Alter von 60 bis 64 Jahren. Die Betroffenheit unter jüngeren Erwerbspersonen im Alter von 25 bis 29 Jahren fällt mit knapp einem Prozent deutlich niedriger aus. Jedoch zeigen sich in dieser Altersgruppe sehr hohe Steigerungsraten. So ist der Anteil junger Beschäftigter, die unter Alkoholabhängigkeit leiden, im Zeitraum von 2014 bis 2021 um 46,4 Prozent gestiegen. „Wir beobachten diese Entwicklung mit großer Sorge“, sagt Henning Kutzbach. Bei Hinweisen auf kritischen Alkoholkonsum sollten Vorgesetzte das Gespräch suchen und dabei auf mögliche Beratungs- und Hilfsangebote hinweisen. „Alkoholsucht ist eine psychische Erkrankung. Aus Angst vor negativen Konsequenzen versuchen Beschäftigte oftmals, diese am Arbeitsplatz zu vertuschen“, so der BARMER-Landeschef. Dabei sei es wichtig, dass Betroffene, egal welchen Alters, Unterstützung bekämen.
Praxishilfe für Führungskräfte bei Hinweisen auf kritischen Konsum
Informationen zum Erkennen riskanten Konsumverhaltens und konkrete Tipps zum Umgang in der betrieblichen Praxis bietet die gemeinsam von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) und der BARMER entwickelte Broschüre „Praxishilfe für Führungskräfte - Alkohol am Arbeitsplatz“. Der Leitfaden kann hier kostenlos heruntergeladen werden unter. Weitere Hinweise zum Thema Sucht am Arbeitsplatz bietet zudem das gemeinsame Online-Portal www.sucht-am-arbeitsplatz.de.