Die ganz große Liebe ist es immer noch nicht: die Hessen und ihr Besuch beim Zahnarzt. Nur 68,9 Prozent der Versicherten ließen sich im Jahr 2014 mindestens einmal vertragszahnärztlich behandeln. Damit liegt Hessen, laut Barmer GEK Zahnreport 2016, noch unter dem Bundesdurchschnitt von 71,3 Prozent.
Die Nase vorn in Sachen Zahnarztbesuch haben die Sachsen mit 78,1 Prozent. Schlusslicht sind die Saarländer mit einer Inanspruchnahme von nur 64,8 Prozent. In Hessen sind es die Fuldaer, die am häufigsten den Zahnarzt aufsuchen (73,5%), wogegen die Zahnarztmuffel scheinbar in der Stadt Offenbach (62,8%) leben. Pro Versicherten gab die Barmer GEK in Hessen durchschnittlich 150 Euro für die zahnärztliche Versorgung im Jahr 2014 aus.
Bei der Inanspruchnahme von zahnärztlichen Prophylaxeleistungen (Frühuntersuchungen, Individualprophylaxe, Zahnsteinentfernung) sieht es ähnlich aus. Nur jeder zweite Versicherte (52,7 Prozent) nahm diese Leistung in Anspruch. Damit bleibt Hessen, wenn auch nur knapp, unter dem Bundesdurchschnitt von 52,7 Prozent. Spitzenreiter sind die Thüringer mit einer Inanspruchnahme von 62,4 Prozent. Die Bremer sind mit 44,9 Prozent das Schlusslicht.
Zahngesundheit fängt beim Kleinkind an
Experten halten die zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen (FU) für Kinder zwischen dem 30. und 72. Lebensmonat für besonders wichtig, damit rechtzeitig Erkrankungen und Entwicklungsstörungen im Zahn-, Mund und Kieferbereich erkannt werden. Gleichzeitig soll das Bewusstsein für Zahnpflege und zahngesunde Ernährung gefördert werden. Auch in diesem Bereich könnten die Hessen noch nachlegen. Die FU werden nur von 34,3 Prozent der Versicherten in Anspruch genommen. Konstant nehmen schon seit Jahren die Länder Bayern (40,8 Prozent) und Sachsen (39,0 %) die Spitzenplätze ein.
Die noch bestehende gesetzliche Vorsorge-Lücke für die unter 2 ½ jährigen Kinder hat die Barmer GEK durch Verträge zur dentalen Frühprävention mit allen Kassenzahnärztlichen Vereinigungen bundesweit geschlossen. Auch in Hessen können Kleinkinder vom 6. bis zum 30. Lebensmonat zwei zusätzliche Früherkennungsuntersuchungen nutzen. Für Kinder, bei denen im Rahmen dieser Früherkennungsuntersuchung eine sogenannte Initialkaries (Kariesvorstufe) festgestellt wird, können zusätzlich lokale therapeutische Fluoridierungsmaßnahmen erbracht und abgerechnet werden.
Karies, Parodontose, Füllungen und Vorsorge
Kinder und Jugendliche haben zwischen dem 6. und 17. Lebensjahr zwei Mal im Jahr Anspruch auf zahnmedizinische Individualprophylaxe. Genutzt wird dieses Angebot in Hessen seit vier Jahren auf einem gleichbleibend stabilen Niveau zwischen 61,2 Prozent im Jahr 2010 und 61,4 Prozent im Jahr 2014. Damit liegt Hessen unter dem Bundesdurchschnitt von 64,5 Prozent. Im Vergleich der Länder nimmt Thüringen hier eine Spitzenposition (73,8 Prozent) ein. Die niedrigsten Raten finden sich in Bremen mit 56 Prozent.
Da ein gefüllter Zahn oft im Vorfeld von Karies befallen, ist der Anteil der Versicherten mit mindestens einer Füllung auch in Indikator für das Auftreten von behandlungswürdiger Karies. In Hessen sieht es gut aus: nur 15,9 Prozent der Versicherten unter 18 Jahren haben im Jahr 2014 mindestens eine Füllungsleistung erhalten haben. Zum Vergleich: In Sachsen-Anhalt erhielten 21,5 Prozent der Jugendlichen mindestens eine Füllung.
Der Barmer GEK Zahnreport 2016 zeigt insgesamt starke regionale Unterschiede bei der Inanspruchnahme zahnärztlicher Leistungen, die keinem typischen Muster (Ost-West oder Süd-Nord-Gefälle) folgen. Wahrscheinlich sind es soziodemografische Faktoren, wie Alter, Geschlecht, Bildung und Einkommen, die für die sehr unterschiedlichen, regionalen Therapiemuster verantwortlich sind.