In Hessen kommt zukünftig eine therapeutische Spielekonsole im Altenpflegealltag zum Einsatz. Eine wissenschaftliche Studie soll zudem sicherstellen, dass die geistigen und körperlichen Fähigkeiten von Pflegeheimbewohnern durch den Einsatz der „MemoreBox“ verbessert werden. Auftakt der Testphase war im Waldeckschen Diakonissenheim Sophienhaus in Bad Arolsen. Initiiert wurde das Projekt von der Barmer und dem Spieleentwickler RetroBrain aus Hamburg. Projektschirmherrin ist die hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung, Prof. Dr. Kristina Sinemus. Wissenschaftlich begleitet wird der Test von der Charité Berlin, der Humboldt-Universität Berlin und der Alice Salomon Hochschule Berlin.
Die MemoreBox ist eine eigens für den Einsatz in Pflegeeinrichtungen konzipierte, digitale Spielekonsole. Die Steuerung und Befehlseingabe erfolgt intuitiv durch Gesten und Körperhaltungen und fördert die körperlichen und geistigen Fähigkeiten der Spielerinnen und Spieler. Neben der Fitness von Seniorinnen und Senioren stehen soziale Interaktionen zwischen den Bewohnern, Angehörigen aller Altersstufen und Pflegepersonal im Zentrum der Spielanordnung. Sechs Spiele stehen zur Auswahl: Tanzen, Kegeln, Postbote, Tischtennis, Sonntagsfahrt mit dem Motorrad und Singen.
Präventionsprojekt mit Pioniercharakter
Norbert Sudhoff, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hessen sagte: „Die MemoreBox ist keine handelsübliche Spielkonsole. Sie ist ein hochspezialisiertes Bewegungsspiel mit therapeutisch abgestimmten Übungen für ältere Menschen.“ Die Spiele integrieren therapeutische, präventive und rehabilitative Elemente, die unter anderem aus Erkenntnissen der Geriatrie, der Neuropsychologie sowie der Physio- und Musiktherapie entwickelt wurden. Die Barmer finanziert die begleitende Forschung und übernimmt die Mietkosten für die MemoreBox. Sudhoff betonte hier besonders: „Als erste Krankenkasse setzt die Barmer für die Umsetzung des Präventionsgesetzes in Altenpflegeeinrichtungen auf eine bundesweite, digitale Strategie aus dem Bereich Gaming.“
Digitalministerin begrüßt Präventionsprojekt MemoreBox
Ministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus sagte zum Auftakt des Projekts in Hessen: „Mit der MemoreBox können Seniorinnen und Senioren Standfestigkeit und Kognition üben. Sie regt zudem die Kommunikation und soziale Interaktionen zwischen den Bewohnern an. Das stärkt die Teilhabe der pflegebedürftigen Menschen am gesellschaftlichen Leben. Dieses Projekt zeigt, dass Digitalisierung ein Gewinn sein kann, wenn sie für und mit den Menschen gestaltet wird. Sehr gerne habe ich für dieses innovative Projekt die Schirmherrschaft in Hessen übernommen.“
Jens Brandis, Projektleiter RetroBrain, erklärte: „Die Computerspiele können mit leichten Gesten auch aus einem Rollstuhl gesteuert werden.“ Die MemoreBox sei von erfahrenen Experten aus Wissenschaft, pflegerischer Praxis und Spieleentwicklung konzipiert worden, um den Pflegealltag zu bereichern und zeichne sich durch besonders einfache und verständliche Spielabläufe sowie positive Spielerlebnisse aus. „Das Spielen in der Gemeinschaft fördert die Kommunikation untereinander sowie mit dem Pflegepersonal oder den Angehörigen“, erläuterte Brandis. Die Spielkonsole könne Auswirkungen altersbedingter Erkrankungen wie Demenz und Parkinson verringern, das Risiko von Stürzen mindern und durch gemeinsame Aktivitäten die Inklusion in Seniorenheimen fördern.
Gemeinsam Spaß haben und sich dabei gesund halten
Der Vorsteher des Waldeckschen Diakonissenheim Sophienhaus, Pfarrer Oswald Beuthert, betonte: „Wichtig ist uns neben einer guten Pflege eine ansprechende und abwechslungsreiche soziale Betreuung unserer Heimbewohner. Gemeinsam Spaß haben und sich dabei gesund halten – das finde ich ideal.“ Bundesweit nehmen 100 Pflegeheime an dem Test teil. Neben Bad Arolsen sind unter anderem Pflegeeinrichtungen in Gießen, Flörsheim und Wehretal-Reichensachsen beteiligt. Die Pflegeheimbewohner können unabhängig von ihrer Kassenzugehörigkeit teilnehmen. Das Projekt hat in Hessen eine Laufzeit von zunächst einem Jahr.