Die Barmer appelliert an die Landesregierungen in Rheinland-Pfalz und in Hessen, die Qualität von medizinischen Leistungen bei der Krankenhausplanung stärker zu berücksichtigen. Das wurde beim Länderforum Gesundheit deutlich, das die Barmer Landesvertretungen Rheinland-Pfalz/Saarland und Hessen im Landesmuseum Mainz veranstaltet haben. In Deutschland ist es Aufgabe der Bundesländer die Zahl der Krankenhäuser und ihre Ausstattung mit Fachabteilungen festzulegen. Derzeit bereiten Rheinland-Pfalz und Hessen ihre Krankenhauspläne für die kommenden Jahre vor.
Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland, bemängelte, dass die Qualität der medizinischen Arbeit in Kliniken bei der rheinland-pfälzischen Krankenhausplanung eine zu geringe Rolle spiele: „Aus Sicht der Barmer sollten Mindestmengen von Operationen und medizinischem Personal Voraussetzung für die Erbringung bestimmter Leistungen in Krankenhäusern sein.“ Ein erfahrener OP-Arzt mit eingespieltem Team mache weniger Fehler als ein Operateur, der gewisse Behandlungen selten vornehme. Wichtig sei eine stärkere Spezialisierung der Krankenhäuser. „In Ballungsräumen gibt es Kliniken, die im Abstand von wenigen Kilometern dieselben Leistungen anbieten. Zugleich weisen Kliniken in Rheinland-Pfalz eine niedrige Bettenauslastung auf“, erklärte Kleis. Wichtig sei, dass spezialisierte Angebote in einer Region zur Verfügung stehen.
Ziel: sektorenübergreifende Versorgungspfade
„Das Spannungsfeld zwischen wohnortnaher Versorgung auf der einen Seite und Versorgung auf einem hohen Qualitätsniveau auf der anderen Seite ist allen Verantwortlichen bewusst”, sagte Norbert Sudhoff, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hessen. Beispielhafte Lösungsansätze gebe es seiner Meinung nach bereits und er verwies auf das hessische Onkologiekonzept. Hessische Kliniken mit unterschiedlichsten onkologischen Spezialisierungsgraden vernetzen sich untereinander und tauschen Expertisen aus. Patienten profitieren spürbar von dieser fachlichen Kooperation. „Wird diese Vernetzung in den ambulanten Bereich erweitert wäre dies ein erfolgversprechendes Versorgungsmodell, das im Sinne der Patienten umfassende und sektorenübergreifende Versorgungspfade sicherstellt“, so Sudhoff.
Zusammenhang zwischen Menge und Ergebnisqualität
Ein Experte auf dem Gebiet der Strukturentwicklung und des Qualitätsmanagements im Gesundheitswesen ist Professor Thomas Mansky von der Technischen Universität Berlin. Er gab einen Ausblick auf die Anforderungen an die Krankenhauspläne aus wissenschaftlicher Sicht: „Der Zusammenhang zwischen Menge und Ergebnisqualität für komplexe Behandlungen ist empirisch gut belegt. Insbesondere, wenn Komplikationen auftreten, macht es für den Patienten einen Unterschied, in welcher Klinik er behandelt wird.“ Daher sei es wichtig, dass die Planungsbehörden steuernd in das Leistungsgeschehen eingreifen. „Strukturwandel ist die wichtigste Voraussetzung für die Verbesserung der stationären Versorgungsqualität. Er bringt letztlich Vorteile für alle. Die Patienten erhalten die bestmögliche Behandlungsqualität, die Kliniken werden auf wirtschaftlich gesunde Beine gestellt und die Versichertengelder werden effektiv eingesetzt“, sagte Mansky.