„Sektorenübergreifendes Entlassmanagement“ - hinter diesem sperrigen Begriff verbirgt sich nichts anderes als „der gute und gesicherte Übergang nach einem Krankenhausaufenthalt in die ambulante Versorgung durch einen Haus- oder Facharzt“. Oft fühlen sich Patientinnen und Patienten nach einem Krankenhausaufenthalt allein gelassen. Viele Fragen bleiben oft unbeantwortet: Wie geht es weiter? Wer übernimmt die medizinische Betreuung? Ist die Pflege zu Hause gesichert oder brauche ich Unterstützung? Hat mein weiterbehandelnder Arzt alle Informationen?
Und genau an diesem Punkt setzt ein Modellprojekt des St. Josefs-Hospital Rheingau in Rüdesheim an. Das Krankenhaus hat sich im Rahmen des Projekts mit den im Gesundheitsnetz Rheingau niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten auf einen rascheren und zielgerichteten Informationsaustausch verständigt. So werden medizinische Daten direkt vom stationären in den ambulanten Bereich übermittelt, um die frühzeitige Nachsorge der Patientinnen und Patienten sicherzustellen. Gefördert wird diese Projekt von der Hessisches Landesregierung.
Kommunikation zwischen Krankenhaus und Praxis stärken
„Mit dem demografischen Wandel geht eine Steigerung der Zahl chronisch und mehrfach Erkrankter einher, die einen komplexen Hilfebedarf haben. Deshalb brauchen wir übergreifende interdisziplinäre Lösungen, die die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt rücken“, so Staatsminister Kai Klose bei einem Pressetermin im Rheingau. Jens Gabriel, Klinikleiter des St. Josefs-Hospital Rheingau betonte: “Mit diesem Projekt zum Aufbau eines sektorenübegreifenden Entlassmanagements ist es allen Beteiligten gelungen, eine wesentliche Informationslücke an der Schnittstelle ambulant-stationärer Behandlung zu schließen und die Kommunikation zwischen Krankenhaus und niedergelassener Praxis zu stärken. Wir sind stolz darauf, mit diesem in Hessen einmaligen ambulant-stationären Pilotprojekt zur Verbesserung der Behandlungskontinuität unserer Patientinnen und Patienten im Rheingau beitragen zu können.“
Wie gut das funktioniert hat, davon berichtete eine junge Patientin. „Nach meiner Operation wurde ich durch meinen Hausarzt weiter behandelt. Alle Unterlagen lagen in der Praxis bereits vor, man war über den Verlauf der Operation bestens informiert, die Weiterbehandlung klappte reibungslos.“ Die frühzeitige Information der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im Rahmen des Projekts ist für Dr. Ole Waller vom Gesundheitsnetz Rheingaus ein Kernstück des Projekts: „Informationen über das ambulante Prozedere können schon vor Entlassung der Patientinnen und Patienten durch die weiterbehandelnde Praxis geplant und vorbereitet werden.“
Eine Kooperation mit dem Rheingauer Projekt strebt auch die Barmer Landesvertretung Hessen an. Alle Projektpartner fixierten dies in einer schriftlichen Absichtserklärung. „Wir dürfen die Patienten nicht zwischen den medizinischen Versorgungssektoren alleine lassen. Deshalb möchten wir das Projekt unterstützen und könnten uns perspektivisch eine Erweiterung, zum Beispiel die Einbeziehung von Pflegeheimen, gut vorstellen“, so Martin Till, Leiter Verträge der Barmer Landesvertretung Hessen.