Der Barmer Arztreport 2020 widmet sich dem Schwerpunktthema Psychotherapie und kombiniert eine Auswertung von Versichertendaten mit einer Patientenbefragung. Datengrundlage sind geschlechts- und altersstandardisierte Versichertendaten aus neun Jahren (2009 bis 2018) von mehr als neun Millionen Barmer Versicherten. Hinzu kommt eine anonyme, schriftliche Befragung von 10.000 Personen, die eine psychotherapeutische Sprechstunde in Anspruch genommen haben. Die Umfrage verzeichnet bundesweit einen Rücklauf von 20,4 Prozent (2038 Fragebögen), in Hessen liegt die Rücklaufquote bei 19,8 Prozent.
In Hessen ist die Zufriedenheit mit Therapieangeboten hoch. Fast 90 Prozent bewerten das Vertrauensverhältnis zu ihrem Psychotherapeuten oder ihrer Psychotherapeutin positiv. Fast 80 Prozent sind mit der Therapie insgesamt zufrieden. Rund ein Drittel der Befragten geben jedoch an, mit dem Ergebnis der Behandlung nur teils oder weniger zufrieden zu sein.
Wer eine Psychotherapie aufnimmt, hat häufig einen langen Weg vor sich bis es zu einer Verbesserung des Gesundheitszustandes kommt. Wichtig ist, dass die Therapie durch verschiedene Maßnahmen unterstützt werden kann. Potentiale bieten digitale Angeboten wie Apps und Online-Kurse. Diese können niedrigschwellig in den Alltag integriert werden, um die Therapie zu begleiten. Eine therapeutische Begleitung dieser Maßnahmen ist wichtig, aber der direkte Kontakt zum Therapeuten ist nicht immer notwendig. Digitale Lösungen wurden in der Vergangenheit leider nur selten im Rahmen von Psychotherapien eingesetzt.
Psychotherapeutinnen und -therapeuten können ihren Patientinnen und Patienten Übungen und Maßnahmen empfehlen, die über die ambulante Therapie hinausgehen. 36,3 Prozent der Befragten erhielten keinerlei Empfehlung, fast 48 Prozent wurden Übungen und Aufgaben ans Herz gelegt. Im digitalen Zeitalter setzen viele Therapeuten weiterhin auf analoge Maßnahmen. E-Mental-Health in Form von Apps (3,3 Prozent) und Online-Kurse (0,7 Prozent) spielen bislang nahezu keine Rolle.
E-Mental-Health im Aufwärtstrend?
„Aktuelle Trends zeigen jedoch, dass sich die Rolle digitaler Gesundheitsanwendungen perspektivisch ändern könnte“, so Landesgeschäftsführer Martin Till. Die Barmer steht dieser Entwicklung offen gegenüber und bietet ihren Versicherten bereits heute verschiedene Leistungen aus dem Bereich E-Mental-Health. Seit Juli 2015 werden die GET.ON Online-Trainings zur Prävention von Depressionen und zur Stressbewältigung angeboten. Mit der Schön Klinik als Partner hält die Barmer für ihre Versicherten zudem MindDoc, eine Psychotherapie bei bestimmten Verlaufsformen von Depressionen, Essstörungen, Angststörungen oder Zwangsstörungen bereit. MindDoc ist eine vollwertige Verhaltenstherapie, die zeitlich flexibel von Zuhause per Video-Chat durchgeführt wird. Das Erstgespräch findet persönlich bei einem psychologischen Psychotherapeuten vor Ort statt. Nach der Diagnostik erfolgt die Therapie per Video nach vereinbarten Terminen, auch abends. Zudem gibt es eine Krisenhotline rund um die Uhr.
Digitalisierung als Chance für Kommunikation bei der Gesundheitsversorgung
Der Barmer Arztreport zeigt weiterhin, dass viele Patientinnen und Patienten in Hessen nicht genug über die Kommunikation zwischen ihren Therapeuten und Ärzten wissen. 27 Prozent der Befragten machten keine Angabe zur Kommunikation zwischen Hausarzt und Therapeut. 17,8 Prozent gaben an, dass die Kommunikation "eher nicht" oder "überhaupt nicht" gut funktioniere. Die Kommunikation zwischen Therapeuten und Ärzten kann mit digitalen Lösungen verbessert werden. Die Barmer setzt auf die digitale Patientenakte eCare, um in Zukunft den Informationsfluss im Sinne ihrer Versicherten zu stärken. Datenschutz und selbstbestimmte Informationsverwaltung stehen dabei an erster Stelle. Steht einem Arzt oder Therapeuten die richtige Information zum richtigen Zeitpunkt zuverlässig zur Verfügung, so kann dies entscheidend zu Therapieerfolgen und der Patientensicherheit beitragen – denn auch Wissen kann heilen.