Frankfurt, 13. November 2020 – Immer mehr Menschen in Hessen leiden unter Diabetes Typ 1 und 2. Waren 2014 noch rund 506.000 Hessinnen und Hessen, also 8,3 Prozent der Bevölkerung, an Diabetes erkrankt, so stieg diese Zahl bis 2019 auf 572.000. Das entspricht 9,1 Prozent der hessischen Bevölkerung und einer Zunahme von 10,2 Prozent. Dies geht aus dem aktuellen Diabetes-Atlas der Barmer hervor.
„Die deutliche Steigerung der Diabeteserkrankten ist alarmierend. Dabei gibt es mit gesunder und ausgewogener Ernährung eine einfache und wirksame Möglichkeit, vor allem den Diabetes Typ 2 vorzubeugen. Hier benötigen die Bürgerinnen und Bürger offensichtlich noch mehr Unterstützung. Orientierungshilfen wie der kürzlich eingeführte Nutri-Score können hilfreich sein und sollten von Lebensmittelherstellern genutzt werden“, sagt der hessische Barmer Landeschef Martin Till. Erforderlich sei eine einfache Übersicht zum Beispiel über den Zucker- und Fettgehalt in Lebensmitteln. Das helfe den Verbraucherinnen und Verbrauchern, sich bewusst für eine gesündere Ernährung zu entscheiden, die auch das Risiko für Diabetes Typ 2 senke.
Diabetes vor allem im Osten der Republik
Wie aus der Analyse weiter hervorgeht, tritt Diabetes mellitus verstärkt in den ostdeutschen Bundesländern auf. Die höchsten Prävalenzraten gab es im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt mit 11,7 Prozent, Sachsen (11,5 Prozent) und Brandenburg (11,3 Prozent). Dagegen diagnostizierten die Ärztinnen und Ärzte nur bei 7,9 Prozent der Einwohner von Schleswig-Holstein und 8,2 Prozent in Baden-Württemberg die Zuckerkrankheit. „Nicht nur in Regionen mit vielen Diabetikerinnen und Diabetikern bedarf es einer verstärkten Ernährungsbildung. Hier muss man möglichst früh ansetzen, da sich Essgewohnheiten bereits in der Kindheit manifesteren. Deshalb sollte das Thema gesunde Ernährung in den Schullehrplänen verbindlich verankert werden, damit bereits Kinder dafür sensibilisiert werden“, so Till. Erforderlich seien auch verpflichtende Standards für eine gesunde Kita- und Schulverpflegung.
Demographischer Wandel nur zum Teil Ursache für Anstiege
Laut den Ergebnissen des Diabetes-Atlas‘ ist der Anteil an Diabetikern zwischen den Jahren 2014 und 2019 bundesweit gestiegen, allem voran im Saarland, in Hamburg und Hessen mit je mehr als zehn Prozent. Die geringsten Zuwächse gab es in Sachsen und Thüringen mit weniger als einem Prozent. Während sich der Anstieg in Hamburg nur zu zwölf Prozent auf den demographischen Wandel zurückführen lässt, war dieser in Sachsen oder Thüringen zu mehr als 80 Prozent für steigende Fallzahlen verantwortlich. „Der demographische Wandel ist bei weitem nicht die alleinige die Ursache für immer mehr Diabetikerinnen und Diabetiker. Da er regional aber sehr unterschiedlich zu Buche schlägt, bedarf es nun weiterer Untersuchungen in den Bundesländern“, sagt Martin Till.
Grafik: Mehr Diabeteskranke in allen Bundesländern – Zunahme des Diabetiker Anteils unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung, von 2014 bis 2019, Angaben in Prozent