Frankfurt, 10. März, 2022 – Muskel-Skelett-Erkrankungen gehören zu den häufigsten Ursachen für krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit, ihre häufigste Erscheinungsform sind Rückenleiden. Ob Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Hessen betroffen sind, hängt unter anderem auch vom ausgeübten Beruf ab. Das zeigt der aktuelle Barmer Gesundheitsreport. So lag der Krankenstand aufgrund von Rückenleiden unter hessischen Altenpflegekräften im Jahr 2020 bei rund 2,4 Prozent. Dieser Wert war damit acht Mal so hoch wie etwa bei Beschäftigten in der Informatikbranche (0,3 Prozent) und lag mehr als das Doppelte über dem hessenweiten Durchschnitt von 1,14 Prozent. Auch unter hessischen Reinigungskräften kam es zu einem Krankenstand von 2,4 Prozent aufgrund von Rückenleiden. „Beschäftigte, die eine Bürotätigkeit ausüben, sind in der Regel weniger häufig betroffen als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die einer körperlich fordernden Arbeit nachgehen“, erklärt Martin Till, Landeschef der Barmer in Hessen. Entsprechend seien Beschäftigte in der hessischen Metallerzeugung im Jahr 2020 im Schnitt 9,8 Tage pro Kopf aufgrund von Rückenleiden krankgeschrieben gewesen. Das entspreche rund 14 Prozent mehr Fehlzeiten als in Hessens Altenpflege. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit waren hingegen mit rund 0,5 Fehltagen nur vergleichsweise selten wegen Rückenleiden krankgeschrieben.
Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer belastet
Auch Beschäftigte der Berufsgruppe Fahrzeugführung im Straßenverkehr, wozu unter anderem Bus- und Straßenbahnfahrer sowie LKW-Fahrer gehören, leiden mit einem Krankenstand von 2,3 Prozent überdurchschnittlich häufig unter Rückenbeschwerden, die hier im Schnitt zu 8,5 Fehltagen im Jahr 2020 führten. Mit 9,7 Tagen lagen die Fehlzeiten unter Beschäftigten im Bereich Bau- und Transportgeräteführung noch höher. Fahrzeugführer und -führerinnen im Eisenbahnverkehr waren hingegen mit 4,8 krankheitsbedingten Fehltagen nur etwa halb so häufig von Muskel-Skelett-Erkrankungen betroffen. „Auch wer seinen Beruf vorwiegend im Sitzen ausübt, kann anfällig für Muskel-Skelett-Erkrankungen werden. Wichtiger als die Art der Beschäftigung sind ein ergonomischer Arbeitsplatz, ausreichende Pausen und Bewegung im Arbeitsalltag“, sagt Till. Es sei immens wichtig, dass Unternehmensführungen entsprechende Angebote für ihre Beschäftigten schaffen und die Gesundheitsförderung im Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements aktiv begleiten.
Weniger Betroffene, aber längere Krankschreibungen
Die Zahl der Krankschreibungen aufgrund von Rückenleiden war bis vor Kurzem in Hessen rückläufig. Im Jahr 2020 sank die Zahl der Krankschreibungen um rund 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die durchschnittliche Dauer einer Krankschreibung ging im gleichen Zeitraum allerdings nur um 1,6 Prozent zurück. „Das deutet darauf hin, dass zwar weniger Menschen aufgrund von Rückenleiden arbeitsunfähig erkrankten, die Betroffenen aber aufgrund vergleichsweise schwererer Erkrankungen umso länger ausfielen“, sagt der Barmer Landeschef Martin Till. Es sei wichtig, dass Unternehmen und Behörden die Gesundheit von Arbeitsnehmerinnen und Arbeitnehmern auch in der sich verändernden Arbeitskultur aufmerksam beobachten und aktiv fördern.