Frankfurt, 25. Oktober 2018 – In Hessen leiden rund 20.000 Frauen und Männer über 65 Jahren an einer erweiterten Bauchschlagader, einer im schlimmsten Falle tödlichen Gefahr. Wie hoch deren Sterberisiko im Falle einer planbaren Operation ist, hängt davon ab, wie und in welchem Krankenhaus operiert wird. Das geht aus dem Barmer-Krankenhausreport 2018 hervor. So war die Sterberate bundesweit drei Jahre nach einem planbaren Eingriff um zwei Prozentpunkte geringer, wenn die Operation nicht offen-chirurgisch, sondern minimalinvasiv erfolgte. Zudem war die Sterblichkeitsrate um 2,3 Prozentpunkte geringer, wenn der minimalinvasive Eingriff in einem zertifizierten Gefäßzentrum durchgeführt wurde. „Die Versorgung von Patienten mit einer planbaren Operation an der Bauchschlagader muss besser werden. Künftig sollten die Eingriffe nur noch in zertifizierten Gefäßzentren oder Kliniken mit einer hohen Fallzahl erfolgen. Dazu wäre die Einführung von Mindestmengen pro Standort und Operateur sinnvoll“, sagt Norbert Sudhoff, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hessen.
20 hessische Kliniken erfüllen die Qualitätsrichtlinie
33 von den etwa 120 hessischen Krankenhäusern haben im Jahr 2016 einen Bauchaorten-Eingriff durchgeführt. Allerdings erfüllen nur 20 Kliniken die dazu vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) erlassene Qualitätssicherungsrichtlinie. Sechs von diesen Häusern sind zusätzlich durch die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie (DGG) zertifiziert. „Die flächendeckende Versorgung in Hessen bleibt sichergestellt, auch wenn nicht jede Klinik mit geringer Fallzahl planbare Operationen an der Bauchschlagader vornimmt“, so Norbert Sudhoff. Für diesen anspruchsvollen Eingriff seien Erfahrung und Routine nötig.
76 Prozent minimal-invasive Eingriffe in Hessen
In Hessen wurden im Jahr 2016 mehr als 1.000 Patientinnen und Patienten über 65 Jahre an der Bauchaorta operiert. Zwischen den Jahren 2014 und 2016 erfolgte der Eingriff bei etwa 76 Prozent der Betroffenen minimal-invasiv. Die Auswertungen zeigen, dass der minimal-invasive Eingriff mit einer geringeren Sterblichkeit einhergeht. Wie aus den Analysen zum Krankenhausreport hervorgeht, beeinflusst nicht nur das Operationsverfahren, sondern auch das Krankenhaus die Überlebenschance nach einem Eingriff an der Bauchaorta. Denn es schnitten nicht nur zertifizierte Gefäßzentren, sondern auch Krankenhäuser mit hohen Fallzahlen besser ab. Dort lag die Sterberate nach der Operation um 2,6 Prozentpunkte niedriger als in Häusern mit niedriger Fallzahl. „Der Gemeinsame Bundesausschuss ist gefragt, um für Eingriffe Richtgrößen pro Standort und Operateur auf Bundesebene festzulegen. Ausnahmen von Mindestmengen müssen zudem durch den Gesetzgeber oder den G-BA auf ein Minimum beschränkt werden“, forderte Sudhoff.
Die Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten stärken
Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Qualität ist die Stärkung der Gesundheitskompetenz von Patientinnen und Patienten. Gesetzlich versicherte Männer haben nach dem 65. Lebensjahr Anspruch auf eine Ultraschall-Untersuchung der Bauchschlagader. Ärzte sollten ihre Patienten auf diese neue Leistung und die entsprechenden Patienteninformationen hinweisen. Damit haben Patienten die Möglichkeit, sich umfänglich zu informieren um eine Entscheidung über eine Teilnahme am Screening zu treffen.
Wichtig sind ebenfalls die Hinweise auf die entsprechenden Qualitätsberichte der stationären Einrichtungen. Im Rahmen der Qualitätsberichtserstattung sind alle zugelassenen deutschen Krankenhäuser seit dem Jahr 2005 gesetzlich dazu verpflichtet, regelmäßig strukturierte Qualitätsberichte über das Internet zu veröffentlichen. In den unterschiedlichen Kliniksuchmaschinen (z. B. Weiße Liste) sind die Qualitätsberichte hinterlegt. „Der aufgeklärte und mündige Patient muss Ziel und Verpflichtung unserer Gesundheitspolitik bleiben. Dazu brauchen wir die aktive Mitarbeit aller Akteure, um die entsprechende Transparenz im System zu schaffen“, meint Sudhoff.