Frankfurt, 27. Januar 2025 – Immer mehr Pflegebedürftige in Hessen beziehen Pflegegeld, um sich zu Hause von einer Privatperson betreuen zu lassen. Zwischen den Jahren 2017 und 2023 stieg die Zahl der Pflegegeldbeziehenden in Hessen um rund 87 Prozent auf fast 210.000. Unter Pflegebedürftigen mit dem Pflegegrad 3 lag der Anstieg im gleichen Zeitraum sogar bei annähernd 128 Prozent und unter Hessinnen und Hessen mit Pflegegrad 2 stieg die Zahl der Pflegegeldbeziehenden um rund 75 Prozent. Dies zeigt der aktuelle Barmer Pflegereport für Hessen. „Keine andere Pflegeleistung verzeichnet in Hessen einen so starken Zuwachs bei der Inanspruchnahme wie das Pflegegeld“, sagt Martin Till, Landeschef der Barmer in Hessen. Dies sei ein Zeichen dafür, dass viele Menschen zu Hause gepflegt werden, denn dies sei Voraussetzung für den Bezug der Leistung. „Das Pflegegeld kann flexibel eingesetzt und mit anderen Pflegeleistungen kombiniert werden und unterstützt so Pflegebedürftige, die ihre Versorgung selbst sicherstellen, beispielsweise durch die Familie, Nachbarn oder Freunde“, erklärt Till.
Wegen gestiegener Kosten? Pflegegrad 2 seltener im Pflegeheim
Hessinnen und Hessen mit Pflegegrad 2 wählen immer seltener eine vollstationäre Pflegeheimunterbringung. Laut Barmer Pflegereport sank die Zahl der Hessinnen und Hessen, die mit Pflegegrad 2 eine vollstationäre Dauerpflege erhielten, zwischen 2017 und 2023 um 36 Prozent auf etwa 7.200. Unter Personen mit Pflegegrad 3 stieg die Zahl vollstationär Betreuten hingegen um knapp 23 Prozent an. „Diese Entwicklung passt zum Trendgeschehen“, meint Till. „Menschen mit einem moderat ausgeprägten Pflegebedarf bevorzugen zunehmend die Pflege zu Hause. Der Wechsel in ein Pflegeheim erfolgt erst dann, wenn der Pflegebedarf komplexer wird.“ Diese Entwicklung müsse auch vor dem Hintergrund steigender Pflegekosten betrachtet werden. So sei die Eigenbeteiligung für eine Betreuung in einem Pflegeheim in Hessen zwischen den Jahren 2018 und 2024 um rund 64 Prozent gestiegen. Im Jahr 2024 lagen sie in Hessen bei durchschnittlich 2780 Euro. Grund für die erheblichen Kostensteigerungen seien unter anderem die Tariflohnerhöhungen für Pflegekräfte. Damit gute Pflege in Hessen bezahlbar bleibe, sei auch die Landesregierung gefragt. „Würde das Land Hessen seiner gesetzlichen Verpflichtung zur Übernahme der Investitionskosten für Pflegeheime nachkommen, könnten Pflegebedürftige derzeit über 500 Euro im Monat sparen“, so Till.
Zunehmend hybride Pflegemodelle
Teilstationäre Pflegeangebote, bei denen Pflegebedürftige zu bestimmten Tageszeiten in einem Pflegeheim untergebracht sind und die restliche Zeit zu Hause verbringen, werden in Hessen ebenfalls zunehmend in Anspruch genommen. Laut Barmer-Report stieg die Zahl der Pflegebedürftigen in einer teilstationären Versorgung zwischen 2017 und 2023 um rund 66 Prozent auf rund 11.700. Pflegebedürftige mit einem Pflegegrad 3 werden am häufigsten in dieser Pflegeform betreut. Ihre Zahl stieg im gleichen Zeitraum um rund 106 Prozent an. „Auch bei teilstationären Pflegeangeboten bleibt das häusliche Umfeld ein fester Bezugspunkt. Häufig übernimmt das Pflegeheim die Betreuung während die Angehörigen der Pflegebedürftigen ihrer Arbeit nachgehen“, so Till. Auch die Zahl der Pflegebedürftigen mit Pflegegrad 3, die von einem ambulanten Pflegedienst zu Hause versorgt werden, stieg im gleichen Zeitraum um rund 48 Prozent an. Das eigene Zuhause sei folglich zunehmend wichtig für Pflegebedürftige, die Versorgung werde dort mit einer Kombination aus Pflegeleistungen organisiert.