Bad Nauheim, 9. November 2021 – Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Industrieländern weit verbreitet und weiterhin die häufigste Todesursache. Wenn der Verdacht einer Herzerkrankung aufkommt, ist präzise und sichere Diagnostik gefragt, um die Chancen auf eine erfolgreiche Therapie zu erhöhen. Können kardiologische Fragestellungen mittels der etablierten Diagnostikverfahren nicht zuverlässig beantwortet werden, haben sich die Kardio-Computertomografie (Kardio-CT) und die Kardio-Magnetresonanztomografie (Kardio-MRT) als Goldstandard etabliert. Beide Verfahren sind bislang keine Regelleistungen für gesetzlich Versicherte. Mit dem nun erfolgten Vertragsabschluss zwischen der Barmer und dem Herzzentrum der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim ist dieses moderne und nicht-invasive Verfahren im Bedarfsfall ab jetzt Versicherten der Barmer in Hessen zugänglich.
„Pro Jahr versterben bundesweit immer noch rund 170.000 Menschen an den Folgen eines Herzinfarktes oder einer Herzerkrankung. Der Vertragsschluss zwischen der Barmer und der Kerckhoff-Klinik, die auf dem Feld der Herzbildgebung eine hervorragende Expertise vorweist, ergänzt die Möglichkeiten der kardiologischen Diagnostik, wenn andere Verfahren keine ausreichenden Ergebnisse liefern. In diesem Fall bietet die Kardio-CT und -MRT-Technik Patientinnen und Patienten in Hessen beste Voraussetzungen für eine zielführende Weiterbehandlung und Versorgung“, sagt Martin Till, Landeschef der Barmer. „Diese Kooperation ist bislang einmalig in der Region und gibt uns die Möglichkeit, ohne invasive Katheterdiagnostik beispielsweise Herzmuskelentzündungen oder stumme Infarkte bei unseren Patienten zu erkennen“, freut sich Dr. Andreas Rolf, stellvertretender Direktor der Abteilung Kardiologie der Kerckhoff-Klinik.
Schonende Alternative zur Katheterdiagnostik
Sowohl Kardio-CT als auch -MRT sind bildgebende Verfahren, die ohne die invasive Katheterdiagnostik auskommen und schmerzfrei Aufschluss über den Zustand von Herz und Herzkranzgefäßen geben. Dabei kommt die Magnetresonanztomografie ganz ohne Strahlenbelastung aus, bei der Kardio-CT ist nur ein Bruchteil der Strahlung des Herzkatheters erforderlich. „Unser Ziel ist, dass die präzisen, bildgebenden Diagnostikverfahren dazu führen, dass invasivere Eingriffe häufiger vermieden werden können und Patientinnen und Patienten eine bedarfsgerechte, effiziente und risikoarme Therapie erhalten. Dieser Zugewinn an Patientensicherheit ist mir für die Versorgung in Hessen besonders wichtig“, so Till. „Aus Sicht der Radiologie stützt dieser Vertrag als Meilenstein die Bestrebungen, mit Hilfe schonender Untersuchungsverfahren verlässliche Diagnosen zu stellen und die Patienten ohne Umwege einer zielgerichteten Therapie zuzuführen. Außerdem freuen wir uns auf die dadurch erzielte Ausweitung der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Kardiologie und Radiologie. Diese wiederum ist das Fundament für die Weiterentwicklung und Verfeinerung der bildgebenden Diagnostik“, betont Dr. Andreas Breithecker, Direktor der Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Kerckhoff-Klinik.
Die kardiologische Bildgebung, an deren Entwicklung und Etablierung die Kerckhoff-Klinik maßgeblich beteiligt war, ist hier seit langem fester Bestandteil der Diagnostik von Herzerkrankungen. Die hohe Qualität begründet sich auch in der Integration der Abteilung in hessische Forschungsverbünde wie zum Beispiel die Herz- Lungenforschung an der Universität Gießen, das Max-Planck-Institut in Bad Nauheim und der Goethe-Universität in Frankfurt. Die leitende medizinisch-technische Radiologieassistentin (MTRA) Juliane von Dahl ergänzt: „Wie wichtig unsere Arbeit und unsere Expertise in diesem zukunftsfähigen herausfordernden Bereich der Bildgebung sind, wird durch den Abschluss dieses Kooperationsvertrags deutlich“. Das gesamte Team der medizinisch-technischen Assistenten arbeitet in enger Abstimmung mit Kardiologen und Radiologen – gemeinsam bilden sie eine der zentralen Schnittstellen im gesamten Klinikbetrieb. Gerade bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die bildgebenden radiologischen Verfahren für eine differenzierte Diagnostik unerlässlich, wenn die herkömmlichen Verfahren keine klare Aussage ermöglichen. Dabei ist Früherkennung und rechtzeitige Versorgung substanziell, um die Prognose und erfolgreiche Behandlung für die Patientinnen und Patienten zu verbessern.