Frankfurt, 20.Januar 2017 - Mehr als jeder vierte Hesse nimmt mindestens fünf Medikamente zeitgleich. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Arzneimittelreport der Barmer, in dem die Verordnungen von Versicherten aus dem Jahr 2015 ausgewertet wurden.
Wenn Patienten fünf oder mehr Arzneimittel von ihren Ärzten verordnet werden, spricht man von Polypharmazie. „Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine unangemessene Übertherapie erfolgt. Allerdings ist Polypharmazie mit einem erhöhten Risiko für Medikationsfehler und vermeidbaren Nebenwirkungen verbunden. Eine strukturierte Medikationsprüfung sollte durch einen koordinierenden Arzt erfolgen“, fordert Norbert Sudhoff, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hessen.
Pro Kopf Arzneimittel für etwa 471 Euro
Insgesamt erhielten Barmer Versicherte in Hessen im Jahr 2015 Arzneimittel im Wert von über 330 Millionen Euro verschrieben. Umgerechnet waren das etwa 471 Euro für jeden Versicherten. Damit liegt Hessen 14 Euro unter dem Bundesdurschnitt (485 Euro). Im Ländervergleich weisen nur die Bayern (449 Euro), Baden-Württemberg (443 Euro) und Bremen (399) Euro) geringere pro-Kopf-Ausgaben aus. Ausgaben-Spitzenreiter sind die Versicherten in Sachsen-Anhalt mit 559 Euro.
Ebenfalls ein Ergebnis der Datenauswertung: Die Kosten für Arzneimittel verursachten 77 Prozent der Versicherten. Immerhin 23 Prozent kamen im Jahr 2015 ohne eine Arzneimitteltherapie aus.
Die meisten Verordnungen durch den Hausarzt
Die meisten Verordnungen, nämlich 44 Prozent, werden vom Hausarzt ausgelöst, gefolgt von den Neurologen (9 Prozent), Hämatologen/Onkologen (5,6 Prozent) und Rheumatologen (3,7 Prozent). Am teuersten ist die Behandlung eines Patienten in der Hämatologie/Onkologie. Pro Patient werden durchschnittlich für 4.759 Euro Arzneimittel verordnet. Gefolgt von den Rheumatologen mit 2.591 Euro pro Patient.
Große regionale Spannen bei den Ausgaben
Recht unterschiedlich präsentieren sich die Arzneimittlausgaben in den einzelnen hessischen Regionen. Mit 423 Euro pro Versicherten sind die Ausgaben im Rheingau-Taunus-Kreis am geringsten. Die hessischen Spitzenwerte erreichen mit 557 Euro die Versicherten in Offenbach.